Tao – aus den Religionen der Welt 12.8.2023

Die Kabbala – Die mystische Tradition des Judentums

Im Innersten – Mystik in den Religionen. Von vielen als schillerndes Phänomen, als mysteriöse Geheimlehre wahrgenommen, stellt sie eine Säule der jüdischen Kultur und Religion dar: die Kabbala, die jüdische Mystik.

Die Bezeichnung „Kabbala“ stammt aus dem Hebräischen und bedeutet Überlieferung, Weiterleitung, Tradition. Vertreter dieser Strömung – über Jahrhunderte waren nur Männer zum Studium der Kabbala zugelassen – verorten ihre Wurzeln in der Antike oder gar beim biblischen Adam, dem ersten Menschen, dem sie schon offenbart worden sein soll. Laut Gershom Scholem, dem Begründer der wissenschaftlichen Erforschung der Kabbala, wird die jüdische Mystik erst ab circa 1200 mit dem Begriff „Kabbala“ bezeichnet.

Tao
Samstag, 12.8.2023, 19.05 Uhr, Ö1

Ein europäisches Phänomen

Jüdische Gelehrte versuchten einen neuen Weg zu Gott zu finden, eine unmittelbare, lebendige Beziehung zum ihm herzustellen. Es wurde und wird gelehrt, dass alle Seelen ihren Ursprung in Gott haben und dass jede Seele selbst ein göttlicher Funke ist. Basis für diese Lehren sind die Grundwerte der jüdischen Religion wie Schöpfung, Offenbarung und Erlösung. Die traditionelle jüdische Mystik war also immer tief mit der Halacha, dem jüdischen Gesetz, verwoben und im Grunde gar keine Geheimlehre. Kabbalisten waren meist höchst gelehrte Menschen, oft berühmte Rabbiner. Immer gab es aber auch Strömungen, die die Kabbala sehr praktisch interpretierten und mitunter magische Praktiken anwandten.

Die Kabbala ist nicht zuletzt ein europäisches Phänomen: Die zentralen kabbalistischen Texte, wie das Buch „Bahir“, „Pforten des Lichtes“ oder der sogenannte „Zohar“, wurden in Deutschland, Frankreich und Spanien geschrieben bzw. dort endgültig redigiert. Auch bedeutende Richtungen der Kabbala, wie der Chassidismus, der im 18. Jahrhundert in Polen entstand, hatten ihre Wiege in Europa. „Die kabbalistischen Lehren sind ein Teil des jüdischen Erbes Europas und haben Schriftsteller wie Franz Kafka oder Jorge Luis Borges stark beeinflusst“, so der Judaist Klaus Davidowicz. Auch im christlichen Spektrum haben bestimmte Strömungen kabbalistische Elemente aufgegriffen. Die moderne Esoterik bezieht sich ebenfalls immer wieder auf die vermeintlich „magischen“ Lehren und Symbole, wie etwa den Lebens- oder Weltenbaum. Abseits davon hinterlässt die mystische Tradition des Judentums seit Jahrhunderten auch in Kunst und Populärkultur ihre Spuren.

„Tao“ lässt Menschen zu Wort kommen, die die authentische Kabbala, die jüdische Mystik, seit Jahrzehnten erforschen, studieren und praktizieren – den ausgewiesenen Kabbala-Experten im deutschsprachigen Raum, eine Judaistin und jüdische Religionslehrerin und einen chassidischen Rabbi.

Gestaltung: Kerstin Tretina