Praxis – Religion und Gesellschaft 27.9.2023

Rechte Germanen und ihre Religion

Germanenkult | Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa | Alltagssexismus

Germanentum und extreme Rechte

Donnergott Thor und sein Bruder, der Gestaltenwandler Loki. Viele kennen die beiden germanischen Götter heute vor allem aus den bekannten Marvel-Filmen. Doch nicht immer erscheint die germanische Mythologie mit ihren Helden im freundlich-bunten Action-Modus. Düster und bedrohlich stellt sich das Szenario etwa in einem Video der Freiheitlichen Jugend Österreichs dar, das in den letzten Wochen für heftige Diskussionen gesorgt hat. Die nordische Mythologie dient hier als Versatzstück, um angebliche „Massenmigration, Genderwahn, Islamisierung, Bevölkerungsaustausch, Wokeismus und Regenbogenterror“ anzuprangern.

Praxis
Mittwoch, 27.9.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Bis heute werde in rechtsextremen Kreisen die germanische Mythologie herangezogen, um die eigene Ideologie zu untermauern, erklärt der Rechtsextremismusforscher am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes Andreas Peham. Religionswissenschaftler Dirk Schuster forscht seit vielen Jahren zu Religionen im Nationalsozialismus: Dieser „Germanenkult“ habe ziemlich wenig mit dem historischen Germanentum zu tun, erklärt er. Stattdessen würden hier eine kriegerische Männlichkeit und eine vermeintlich noch unberührte Natur verherrlicht. Und man beruft sich auf eine vor-christliche, germanische Spiritualität und Identität, um sich von jüdisch-christlichen Einflüssen abzugrenzen. – Gestaltung: Lena Göbl

Theologin Miriam Rose: Ökumene ist keine Gefahr, sondern ein Schatz

„In Deutschland gibt es eine sehr gute evangelische Kirche. Wir brauchen nicht zwei davon“, hat Papst Franziskus einst den deutschen Katholiken und Katholikinnen ausrichten lassen. Wohl mehr eine Maßregelung für die katholischen Reformer des „Synodalen Weges“ als ein Kompliment an die evangelischen Schwestern und Brüder. Etwas ungerecht findet das die evangelische Theologin Miriam Rose, hätten doch gerade die deutschen Katholiken besonders viel ökumenische Erfahrung, die man auch als Schatz betrachten könnte.

Die GEKE, die Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa, feiert heuer ihr 50-Jahr-Jubiläum. Ihren Sitz hat sie in Wien, und der ehemalige evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker war jahrelang Generalsekretär des Dachverbandes. An der Spitze der über die EU hinaus tätigen Vereinigung steht ein dreiköpfiges Präsidium, dem auch die deutsche Theologin Miriam Rose angehört. Bei ihrem jüngsten Wien-Besuch hat Brigitte Krautgartner ein Gespräch mit ihr geführt – über Schnittmengen von Kirche und Gesellschaft.

Kuss wider Willen – Sport und Gewalt

Traditionelle und hierarchische Strukturen, in denen fast nur Männer an den Schalthebeln sitzen, vielfach auch Funktionäre, die ehrenamtlich arbeiten, meist mit viel Engagement: In diesem Fall geht es nicht um die katholische Kirche, aber die Parallelen sind offensichtlich. Vor wenigen Wochen hat der inzwischen zurückgetretene spanische Fußballpräsident Luis Rubiales mit seinem Verhalten großen Unmut ausgelöst, als er der spanischen Fußballerin Jennifer Hermoso nach dem Sieg bei der FIFA-Fußball-WM in Australien einen Kuss auf den Mund aufgezwungen hat. Rubiales selbst sieht bis heute nichts Falsches an seinem Verhalten und hat sich bei Hermoso auch nicht entschuldigt, vielmehr hat er versucht, sich beim Rücktritt selbst als Opfer zu inszenieren. Judith Fürst hat mit Claudia Koller, der Leiterin der Gewaltpräventionsstelle für Sport „100% Sport“, mit dem Vorstand des Dachverbandes der Männerarbeit Österreichs, Erich Lehner und mit der Moderatorin und Podcasterin Mari Lang gesprochen: über Victim-Blaming, Täter-Opfer-Umkehr und Alltagssexismus.

Moderation: Alexandra Mantler