Lebenskunst – Begegnungen am Feiertag, 8.12.2023

Wohin wir wachsen können

Bibelessay zu Lukas 1,26-38 | 40 gemalte Zeuginnen im Sacre Coeur Pressbaum | Rituale im Dezember – Teil 2 | Zu Besuch bei der jungen Buddhistin Freya Sophie Schell

Aus dem Leben einer abenteuerlichen Frau – Bibelessay zu Lukas 1,26-38

Wenn in der katholischen Kirche am 8. Dezember der Feiertag Mariä Empfängnis begangen wird, dann feiert man eine Frau, die von Beginn an, von ihrer Empfängnis an, ohne Schuld war und geblieben ist: die Mutter des Messias Jesus, Maria von Nazareth. Trotzdem ist in der katholischen Leseordnung für diesen Tag jene Bibelstelle im Lukasevangelium vorgesehen, die von der Empfängnis Jesu erzählt.

Buchhinweis:
Mira Ungewitter, „Gott ist Feministin. Mein Leben mit Eva, Maria und Lady Gaga“, Verlag Herder

Eine Bibelstelle freilich, die die 1985 geborene Theologin und baptistische Pastorin Mira Ungewitter besonders mag. Sie setzt sich für eine liberale und progressive Kirche ein, ist Mitglied im feministischen Frauennetzwerk Sorority und hat jüngst ein Buch mit dem Titel „Gott ist Feministin“ geschrieben, erschienen bei Herder. Darin zu lesen: Für Sex, Lust und selbstbewusste Frauen ist sehr wohl Platz in der Bibel und auch in den kirchlichen Gemeinschaften.

Als mutige und abenteuerliche Frau versteht sie Maria von Nazareth, die Gabriel (übersetzt: Kraft Gottes) die Tür öffnet: „Ich mag die Idee der mutigen, der abenteuerlichen Maria. Und verzeihen Sie mir meine saloppe Art, aber ich mag auch den Gedanken, dass der große Heilsplan Gottes, mit dem er selbst zum Menschen wird, mit einer ungeplanten Teenager-Schwangerschaft beginnt.“

„Eine Kirche voller Frauen“ – 40 gemalte Zeuginnen im Sacre Coeur Pressbaum

„Die Frau schweige in der Kirche“: Dieses berühmte Wort des Apostels Paulus, wenngleich womöglich nur an eine einzige besonders redselige Frau gerichtet, scheint über Jahrhunderte die Haltung der Kirchen den Frauen gegenüber bestimmt zu haben – nicht zuletzt auch in der römisch-katholischen. Andererseits wird in vielen Communities, egal welcher Konfession, das Gemeindeleben von Frauen getragen; und die meisten Gottesdienstbesucher sind Besucherinnen.

Lebenskunst
Freitag, 8.12.2023, 7.05 Uhr, Ö1

In Pressbaum, vor den Toren Wiens, hat Markus Veinfurter eine „Kirche voller Frauen“ der besonderen Art besucht: In der ehemaligen Klosterkirche des „Sacre Coeur“ sind 40 Heilige abgebildet – allesamt Frauen.

„Woher wir kommen und wohin wir wachsen können“ – Rituale im Dezember

„Geschichte und Geschichten lehren uns, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir wachsen können“, sagt Michael Lippka-Zotti. Der Kommunikationstrainer, Sozialarbeiter sowie Lebens- und Sterbebegleiter spricht in einer fünfteiligen Reihe von Brigitte Krautgartner über Rituale am Ende des Jahres, einer Zeit, in der Neues geboren wird. Der vorweihnachtliche Advent ist eine besondere Zeit der Bräuche, Traditionen und Rituale. Manche entdecken sie neu für sich – etwa das Räuchern – andere führen das fort, was sie von ihren Eltern und Großeltern gelernt haben. Und genau darum geht es in dieser Ausgabe, um das eigene Eingebunden-Sein in die Geschichte, um Identität und um Vorfahrinnen und Vorfahren, die in einem übertragenen Sinn zu beschützenden Begleiterinnen und Begleitern werden können.

2. Teil: Über Mütter, Ahninnen und Heilige

Ein goldenes Blatt vom Bodhi-Baum – Zu Besuch bei der jungen Buddhistin Freya Sophie Schell

Freya Sophie Schell von der Buddhistischen Jugend Österreich in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung.
ORF/Maria Harmer

Freya Sophie Schell

Der 8. Dezember ist nicht nur ein Advent-Feiertag, der Maria, der Mutter des „Christkinds“ Jesus gewidmet ist, der Tag spielt als „Bodhi-Tag“ auch eine bedeutsame Rolle im Buddhismus: Dieser „Erleuchtungstag“ erinnert an das Erwachen des indischen Prinzen Siddharta Gautama unter dem sogenannten Bodhi-Baum in Bodhgaya, Nordindien, und sein Werden zum Buddha, auch Buddha Shakyamuni genannt. Ein goldenes Blatt, das ein Blatt des Bodhi-Baums symbolisiert, hängt an der Deckenlampe in der kleinen, feinen Wohnung von Freya Sophie Schell.

Die 19-Jährige studiert in Wien Biologie und Botanik, engagiert sich in der Buddhistischen Jugend der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft ÖBR – und bei Fridays for Future sowie Religions for Future. Maria Harmer hat sie besucht.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel