LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 3.12.2023

Leben, das im Warten liegt

Bibelessay zu Psalm 24 | Harmonie des Miteinander | Adventgedanken von Simone Weil | Rituale im Dezember – Teil 1

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ – Bibelessay zu Psalm 24

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich", so heißt es in einem bis heute beliebten Adventlied aus dem 17. Jahrhundert.

Lebenskunst
Sonntag, 3.12.2023, 7.05 Uhr, Ö1

Die textliche Basis dazu ist der vor etwa 2.500 Jahren verfasste Psalm 24 „Einzug in das Heiligtum“, womit der jüdische Tempel in Jerusalem gemeint ist. Gedanken zum Psalm, der für evangelische Gottesdienste am ersten Adventsonntag vorgesehen ist, vom evangelischen Theologen, Pfarrer und Journalisten Marco Uschmann.

Faith4U&Me – Harmonie des Miteinander

Wie jedes Jahr findet am 3. Dezember, dem „Welttag der Menschen mit Behinderungen“, um 12 Uhr ein Gottesdienst im Wiener Stephansdom statt, der inklusiv gestaltet wird, also von Menschen mit und ohne Behinderungen: etwa vom „Chor der Karl-Schubert-Schule“ und von der „Karl-Schubert-Bande“. Mit dabei ist auch die Glaubens- und Musikgruppe „Faith4U&Me“, die sich mit Liedern und einer pantomimischen Darstellung einbringt. Sandra Szabo stellt die engagierten Mitwirkenden vor.

„Die kostbarsten Güter soll man nicht suchen, sondern erwarten“ – Adventgedanken von Simone Weil

Sie war Sozialrevolutionärin, Philosophin, Mystikerin, Autorin, Lehrerin und vieles mehr. Vor 80 Jahren ist eine der bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts verstorben: Simone Weil, geboren 1909 in Paris, gestorben 1943 in Ashford. Aufgewachsen in einer säkularen, agnostischen jüdischen Familie, fühlte sie sich besonders zu christlicher Mystik hingezogen; genaugenommen zu Mystik und Politik. Die studierte Philosophin war stark gesellschaftlich und sozialpolitisch engagiert. Im Juli 1940 floh sie mit ihren Eltern vor der Gestapo, 1942 gelangte sie über die USA nach England, wo sie 1943, mit 34 Jahren, in einem Sanatorium an Tuberkulose starb.

In einem Text aus dem Jahr 1942 zeigt sie die Verbindung von Aufmerksamkeit, französisch „attention“, und Warten, „attente“, auf. Unter dem Titel „Betrachtungen über den rechten Gebrauch des Schulunterrichts und des Studiums im Hinblick auf die Gottesliebe“ schreibt sie, „vor allem soll der Geist leer sein, wartend, nichts suchend, aber bereit, den Gegenstand, der in ihn eingehen wird, in seiner nackten Wahrheit aufzunehmen“. Die Zeit des Wartens auf eine göttliche Geburt, der Advent, mag Simone Weils Haltung aufmerksamen Wartens erfahrbar machen: „Die kostbarsten Güter soll man nicht suchen, sondern erwarten.“

Elisabeth Pernkopf, katholische Theologin sowie Religions- und Mathematiklehrerin an einer Caritas-Schule in Graz, über Simone Weil und das Leben, das im Warten liegt.

„Wohin wir wachsen können“ – Rituale im Dezember

„Seit ich denken kann, bin ich von der Geschichte der Welt und den Geschichten der Menschen fasziniert. Geschichte und Geschichten lehren uns, woher wir kommen, wer wir sind und wohin wir wachsen können.“, sagt Michael Lippka-Zotti. Der Kommunikationstrainer, Sozialarbeiter sowie Lebens- und Sterbebegleiter spricht über besondere Rituale am Ende des Jahres, einer Zeit, in der Neues geboren wird. In die Dunkelheit hinein werden Kerzen angezündet, Lieder gesungen, besondere Speisen zubereitet, besondere Düfte verströmt, Rückschau gehalten und Blicke in die Zukunft gewagt. Was es damit auf sich hat, zeigt Brigitte Krautgartner in einer fünfteiligen Serie auf, die am ersten Adventsonntag beginnt und bis inklusive Silvester fortgesetzt wird.

1. Teil: Über Rituale als Taktgeber des Lebens und vom „Weniger“, das mehr sein kann.

Redaktion & Moderation: Doris Appel