LEBENSKUNST – Begegnungen am Feiertag 26.12.2023

Warst Du der Rabbi Hillel?

Bibelessay zu Apostelgeschichte 6,8-10; 7,54-60 | Was ein Diakon tut und ob das eine Diakonin auch könnte | Ischler Krippenspiel | Assoziationen zu Ochs und Esel | Warst du der Rabbi Hillel? – Gedanken von Axel Corti

Wenn das Licht den Dom trifft – Bibelessay zu Apostelgeschichte 6,8-10; 7,54-60

Es ist kein Zufall, sondern architektonische Finesse, dass der Wiener Stephansdom genau auf den Punkt ausgerichtet ist, an dem am 26.12., dem sogenannten Stephanitag, die Sonne aufgeht. Tag und Dom sind dem Heiligen Stephanus gewidmet, dem, wie es heißt, ersten christlichen Märtyrer. Die biblische Apostelgeschichte berichtet über seine Steinigung – und über seinen Ausspruch kurz vor seinem Tod, „Ich sehe den Himmel offen“.

Lebenskunst
Dienstag, 26.12.2023, 7.05 Uhr, Ö1

Der Text ist unter anderem am zweiten Weihnachtsfeiertag für katholische Gottesdienste vorgesehen. Gedanken dazu von der katholischen Theologin Ida Ronchetti, für die der Stephanitag nicht nur der Tag ist, an dem das Licht den Stephansdom in ganz besonderer Weise trifft: Es ist ein Tag, der daran erinnern mag, dass Menschen Licht in die Welt hinaustragen können und sollen.

Betrifft: Stephanus – Was ein Diakon tut und ob das eine Diakonin auch könnte

Stephanus, dessen am „Stephanitag“, am 26. Dezember, in der katholischen Kirche gedacht wird, war laut biblischem Bericht Mitte des 1. Jahrhunderts Diakon: Gemeinsam mit sechs weiteren Männern war er für die Versorgung der Armen in der Jerusalemer Gemeinde zuständig. Unter „Diakonie“ werden bis heute die Aspekte des Dienstes am Menschen im kirchlichen Rahmen verstanden, wovon auch die gleichnamige evangelische Hilfsorganisation zeugt. In der orthodoxen und katholischen Tradition hat sich das Amt des Diakons zur ersten Stufe des dreistufigen Weiheamtes entwickelt – gefolgt von der Weihe zum Priester und zum Bischof.

Das Amt selbst hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Fest steht, dass auch Frauen zur Weihe zugelassen waren – und es im anglikanischen und altkatholischen Bereich mittlerweile wieder sind. In der römisch-katholischen Kirche ist das Amt des Diakons lange zu einer bloßen „Vorstufe“ zur Priesterweihe herabgesunken. Erst durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde es „wiederbelebt“ und gleichzeitig für „bewährte, verheiratete Männer“ geöffnet. Seit vielen Jahren will jetzt die Diskussion in der römisch-katholischen Kirche nicht verstummen, ob man nicht auch Frauen wenigstens zum Diakonat zulassen könnte. Markus Veinfurter mit den Fragen: Was tut ein Diakon eigentlich? Und: Könnte das eine Diakonin auch?

Wie Oberammergau, nur der Anfang der Geschichte – Ischler Krippenspiel

Das Kaiserstädtchen Bad Ischl wird im Jahr 2024 zur „Europäischen Kulturhauptstadt“, zusammen mit 22 anderen Gemeinden des Salzkammerguts. Rechtzeitig zum Auftakt wird noch bis 6. Jänner das – nur alle vier Jahre aufgeführte – „Ischler Krippenspiel“ in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Nikolaus dargeboten. Der Vergleich mit den Passionsspielen in Oberammergau liegt nahe, wenngleich es beim, wie es heißt, „ältesten religiösen Volksspiel in Österreich“ um den Anfang der Geschichte geht. Die Schauspielerinnen und Schauspieler der „Ischler Volksspielgruppe“ sind allesamt Laien – vom Heiligen Josef, einem Physiotherapeuten, bis zu den Hirten, die ihr Berufsleben in einer Bank, bei der Post oder im Ischler Krankenhaus verbringen. Der gebürtige „Bad Ischler“ Günter Kaindlstorfer war bei einer der letzten Proben vor der Premiere dabei.

Krippentiere und mehr – Assoziationen zu Ochs und Esel

Der Ochs ist nicht so wild wie der Stier der Prinzessin Europa, sondern als friedlicher Wächter ein Beschützer des einen oder anderen Flüchtlings – zwischen der einen und der anderen Katastrophe. Und es gibt da immer diese Hoffnung für die jungen und die alten Esel; eine innere Kraft, so wie damals in der Flüchtlingsunterkunft in Bethlehem – jenseits von links und rechts, plus und minus, oben und unten, ganz einfach, ohne hin und her: Es gibt das strahlende Gesicht eines kleinen Kindes.

So assoziiert der Übersetzer und Schriftsteller Herbert Maurer. Er hat die Jahreszeit genützt und Gedanken zu den Krippentieren Ochs und Esel weitergesponnen.

Warst du der Rabbi Hillel? – Gedanken von Axel Corti

In der legendären Radioreihe „Der Schalldämpfer“ waren die Gedanken schon vor 30 Jahren, am 26. und 27. Dezember 1993, zu hören. Sie sind bis heute aktuell und kreisen um die Fragen: Wer warst Du? Wer hast Du dich bemüht, zu sein? Davon erzählt auch eine chassidische Geschichte. Der österreichische Regisseur und Publizist Axel Corti, geboren vor 90 Jahren, am 7. Mai 1933 bei Paris, gestorben vor 30 Jahren, am 29. Dezember 1993, in Oberndorf, Land Salzburg, hat sie wenige Tage vor seinem Tod aufgenommen und interpretiert.

Redaktion & Moderation: Doris Appel