Zwischenruf 24.12.2023, Jutta Henner

Lebendige Krippe

In diesem Jahr ist der Abend des vierten Adventsonntages gleichzeitig der „Heilige Abend“, der Beginn des Weihnachtsfestes.

Das Weihnachtsevangelium des Evangelisten Lukas aus dem Neuen Testament ist wohl der bekannteste Text, der von der Geburt Jesu Christi in Bethlehem erzählt. Dieses Weihnachtsevangelium wird heute in den Gottesdiensten verlesen, aber auch in zahlreichen Familien entfalten die vertrauten Worte ihre Wirkung: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde…“ (Lk 2,1)

Jutta Henner
ist Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft

Franz von Assisi „erfindet“ die Krippe

Das Lukasevangelium erzählt davon, dass Josef und die hochschwangere Maria aus Nazareth in Galiläa nach Bethlehem reisen. „Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ (Lk 2,6f.) Hirten auf dem Felde, so heißt es weiter, erfahren mitten in der Nacht als erste durch einen Engel die freudige und staunenswerte Botschaft von der Geburt des Retters. Sie machen sich auf nach Bethlehem und finden dort – wie angekündigt – Maria, Josef und das Kind in der Krippe.

Dass die Weihnachtsbotschaft heute nicht nur durch den biblischen Text Menschen anspricht, ist einer Idee des Franz von Assisi zu verdanken. Vor 800 Jahren gestaltete er am Weihnachtstag eine Krippenfeier in einer Höhle in den Bergen Umbriens. Lebendige Personen wie Maria und Josef, lebendige Tiere wie Ochs und Esel, beeindruckten alle Mitfeiernden tief. Der biblische Text wurde zum Leben erweckt; alle wurden Teil der Geschichte. Diese Idee einer „lebendigen Krippe“ von Franz von Assisi wirkt bis heute nach: In vielen Kirchen werden von begeisterten Kindern Krippenspiele aufgeführt. Die vertraute Geschichte wird lebendig.

Zwischenruf
Sonntag, 24.12.2023, 6.55 Uhr, Ö1

„Fürchtet euch nicht!“

In vielen Kirchen, aber auch in Häusern und Wohnungen werden Weihnachtskrippen aufgebaut mit Maria, Josef und dem Kind, mit Engeln und Hirten, mit Schafen, Ziegen und Hunden – und natürlich mit den „Heiligen Drei Königen“, die mit ihren Geschenken und exotischen Tieren die Krippenszene anreichern. Das Matthäusevangelium im Neuen Testament erzählt von diesen weitgereisten Sternenkundigen aus dem Osten.

Ob es nun eine der großen alpenländischen Krippen ist oder eine der berühmten neapolitanischen Krippen, ob es eine eher schlichte, vielleicht sogar selbstgeschnitzte Krippe ist – Krippen erzählen heute wie Krippenspiele Jung und Alt rund um den Globus davon, dass Jesus in Bethlehem geboren worden ist. Krippen bringen die Weihnachtsgeschichte aus dem Nahen Osten zu den Menschen, in ihre Zeit, ihre Region und ihre Kultur.

Damit vermitteln Krippen, dass die Weihnachtsbotschaft ganz aktuell ist, für jeden und jede, der sich staunend auf sie einlässt. Diese Botschaft sagt, dass das Heil eben nicht von politisch Mächtigen in ihren Palästen kommt, sondern Gott ganz unscheinbar, im Kleinen, am Rand Großes beginnt. Oder mit den Worten des Evangelisten Lukas: „Der Engel sprach: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lk 2, 10f.)