Mittwoch, 27.12.2023, Helene Lechner

Weihnachten – Teil 4

Die Weihnachtsgeschichte hört in der Bibel ja bekanntlich nicht am Heiligen Abend auf, sondern sie nimmt eigentlich eine recht dramatische Wendung.

Im Krippenspiel, das ich heuer besucht habe, durfte ich einen sehr beeindruckenden König Herodes auf der Kanzel erleben. Nachdem die drei Weisen aus dem Morgenland ihm auf der Suche nach dem neugeborenen König ihren Besuch abgestattet hatten, dröhnte er mit mächtiger Stimme durch die Kirche: „Wenn diese drei je wiederkommen, werden sie gleich festgenommen. Was sonst ich tu, werd mich besinnen, dies Kind soll mir kein Härchen krümmen.“

Ein Kind mit Fluchthintergrund

Helene Lechner
ist Rektorin des Evangelischen Predigerseminars in Wien

Weniger bekannt als die Geschichte seiner Geburt ist die Geschichte der Bedrohung seines Lebens unmittelbar danach: Gerade geboren, muss das Jesuskind aus Bethlehem weggebracht werden, denn Herodes hat vor, es umzubringen. Keiner soll ihm seinen Platz auf dem Thron streitig machen können. Josef erfährt davon im Traum. Und so, erzählt das Matthäusevangelium, können Maria und er rechtzeitig aufbrechen und mit ihrem Neugeborenen nach Ägypten fliehen.

Das Jesuskind ist also, würde man heute sagen, ein Kind mit Fluchthintergrund. Daran denke ich, wenn ich die Kinder vor Augen habe, die gegenwärtig aus den Krisengebieten dieser Welt fliehen müssen. Manche haben Glück und ihre Eltern sind mit ihnen unterwegs. Manche müssen es alleine schaffen. Wie gut, dass es auch unter uns viele Menschen gibt, die ihre Herzen und Türen für diese Menschen öffnen und so der Liebe Raum geben. Nicht nur in der Weihnachtszeit.