Wir schreiben das Jahr 1869: Als Transportmittel sind Pferdefuhrwerke unterwegs und abends leuchten Kerzen statt elektrischem Licht. So unvorstellbar weit weg uns diese Zeit auch erscheint, die Menschen haben ähnliche Bedürfnisse wie wir: Sie möchten miteinander in Kontakt und Austausch sein, auch mit weiter Entfernten.
Angelika Stegmayr
ist Theologin in Innsbruck
So schlägt 1869 in Österreich-Ungarn die Geburtsstunde der Postkarte. Statt aufwendigem Brief oder teurem Telegramm gibt es nun endlich eine Karte für kurze Mitteilungen, und das für wenig Porto. Nach anfänglichen Sorgen um Briefgeheimnis und Datenschutz wird sie ein voller Erfolg: Bereits in den ersten drei Monaten werden drei Millionen Karten verkauft.
Die kleinen Momente schätzen
Ich möchte Sie einladen, eine Postkarte an das Jahr 2023 zu schreiben. Welche knappe Notiz möchten Sie den vergangenen 364 Tagen zukommen lassen? Was möchten Sie im wahrsten Sinne des Wortes abschreiben? Wofür sind Sie dankbar? Welche Erinnerungen zaubern Ihnen ein Lächeln auf das Gesicht?
Wie auch immer diese Momentaufnahme ausfällt, ich schicke Ihnen herzliche Grüße aus 2023. Für 2024 wünsche ich Ihnen viele Gelegenheiten, die kleinen Momente zu schätzen: ein Lächeln eines Fremden, ein Spaziergang an der frischen Luft, ein gutes Gespräch und ab und an die Zeit für eine kurze Postkarte, vielleicht auch an sich selbst.