Logos – Glauben und Zweifeln 27.1.2024

Der Nachmittag des Christentums

Glauben in einer indifferenten Gesellschaft. Viele Menschen in Europa leben heute so, als ob es keinen Unterschied machen würde, an Gott zu glauben.

Viele betrachten das als höchst persönliche Privatsache. Andere sind der Religion gegenüber gleichgültig. „Nicht Atheismus ist das Problem, sondern ‚Apatheismus‘“, sagt Tomás Halík.

Logos
Samstag, 27.1.2024, 19.05 Uhr, Ö1

Neue Beziehung zum Glauben

Er zählt mittlerweile zu den bedeutendsten religiösen Autoren unserer Zeit. Der ehemalige tschechische Untergrund-Priester, Psychotherapeut und Theologieprofessor an der Prager Karls-Universität analysiert in seinem wichtigsten Werk „Der Nachmittag des Christentums“ die aktuelle Lage des Christentums und der Kirchen.

Buchhinweis:
Tomás Halík, „Der Nachmittag des Christentums. Eine Zeitansage“, Verlag Herder

Halík kritisiert Klerikalismus, Isolationalismus und Provinzialismus in der Gesellschaft. Dabei greift er auch das berühmte Zitat von Papst Franziskus auf: „Wir leben nicht in einer Ära des Wandels, sondern erleben den Wandel einer Ära“ und erklärt genau, was dieser Wandel für den Westen bedeutet. Sein Ergebnis: Das Christentum steckt in einem „Mittagstief“, das lähmt. Dadurch fehlt eine wesentliche prägende Kraft für Gesellschaft.

Deshalb zeigt Halík die Möglichkeit auf, zu einem reiferen Christentum zu kommen, das endlich seine Bestimmung für die Welt erfüllt. Das eine neue leidenschaftliche Spiritualität entfacht, eine dritte Aufklärung einläutet und echte „Weggemeinschaft“ mit den Menschen ist. Tomas Halík skizziert eine neue Epoche des Christentums, die von „Katholizität“ im Wortsinn geprägt ist, nämlich die Grenzen des Kirchlichen weit überschreitend. Er ist überzeugt davon, dass nicht Strukturen die künftige Vitalität der Kirche erschließen werden, sondern nur eine neue Beziehung zur spirituellen und existenziellen Tiefendimension des Glaubens.

Gestaltung: Johannes Kaup