LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 10.3.2024

Vom Glauben an die Vernunft

Ein Gegenbild zu aller Gewalt | Zum 40. Todestag von Martin Niemöller | Der Schriftsteller Thomas Arzt und sein neues Theaterstück | Von der Spiritualität des Fastens – Islam

Ein Gegenbild zu aller Gewalt – Aspekte der Bibel

(2. Buch der Chronik 36,14-16.19-23)

Ein Text aus der Hebräischen oder Jüdischen Bibel, die weitgehend dem Alten oder Ersten Testament entspricht, ist für katholische Gottesdienste am sogenannten Vierten Fastensonntag vorgesehen. Darin wird von einer befreienden Form damaliger Weltpolitik gesprochen – nach Verfolgungen und Vernichtungen durch Gewaltherrscher. Es ist Kyros von Persien, von dem erzählt wird, dass er Frieden will und ihn auch wirklich werden lässt. Er ordnet an, für Jüdinnen und Juden den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Für den katholischen Theologen und Judaisten Wolfgang Treitler ein kraftvolles und friedliches Gegenbild zu aller Gewalt.

„Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte“ – Zum 40. Todestag von Martin Niemöller

Auf Martin Niemöller (1892-1984) geht das vielfach verwendete und mitunter adaptierte Zitat zurück:

„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“

Lebenskunst
Sonntag, 10.3.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Am 6. März jährt sich der Todestag des deutschen Theologen Martin Niemöller zum 40. Mal. Der evangelische Pfarrer hatte hohe kirchliche Ämter bekleidet, war Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie Präsident im Ökumenischen Rat der Kirchen. Bekannt ist er allerdings für seinen Widerstand gegen das NS-Regime. Wobei er dessen Denkweise lange für durchaus unterstützenswert gehalten hatte. Was es mit diesem Widerstand eines zum Pazifisten Geläuterten auf sich hatte, das hat Brigitte Krautgartner in Erfahrung gebracht.

„Ich glaube an die Vernunft des Menschen“ – Der Schriftsteller Thomas Arzt und sein neues Theaterstück

Die Vorgeschichte zum Nationalsozialismus zeigt das neue Stück von Thomas Arzt, das jetzt im Wiener „Theater in der Josefstadt“ seine Uraufführung hatte – 90 Jahre nach den Februarkämpfen von 1934. Eindringlich erzählt Thomas Arzt in „Leben und Sterben in Wien“ von der Radikalisierung einer Gesellschaft, dem Zerbrechen jeglicher Solidarität und vom sprachlichen Nährboden des Totalitären. „Doch“, so Thomas Arzt, „ich glaube an die Vernunft der Menschen. Theater ist ein Teil des Ganzen und sorgt dafür, dass die Öffentlichkeit wach bleibt.“ Brigitte Krautgartner hat sich das Stück angesehen und mit seinem Autor gesprochen.

Von der Spiritualität des Fastens – Linsensuppe löffeln im Ramadan

Für Christinnen und Christen hat die vorösterliche Fastenzeit heuer am Aschermittwoch, 14. Februar, begonnen. Für Musliminnen und Muslime beginnt der Fastenmonat Ramadan diesmal am Abend des 10. März. Erwachsene und gesunde Musliminnen und Muslime verzichten bis 10. April zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen, Sex und manches mehr.

Eine, die vor 13 Jahren in den Nächten des Ramadan ihre Liebe zum Kochen entdeckt hat, ist die 27-jährige Wienerin Amina Al-Rawi: Als „yallahkitchen“ stellt sie auf Instagram und TikTok laufend orientalische Rezepte vor. Für LEBENSKUNST ist das eine besondere Linsensuppe, die vielerorts im Ramadan nach dem Fastenbrechen genossen wird. So kann sich der Magen nach stundenlangem Verzicht langsam wieder ans Essen gewöhnen und sich auf das Hauptgericht vorbereiten. Gundi Lamprecht und Lisa Ganglbaur waren beim Zubereiten der Linsensuppe dabei.

Fladenbrot, Schüsseln mit Hummus und Datteln
Bernie Schmidt
Linsensuppe von Amina Al-Rawi

Das Rezept und alle Rezepte der Reihe „Fastenspeisen in den Religionen“ finden sich auf religion.orf.at.

Redaktion & Moderation: Doris Appel