LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 3.3.2024

Wirksam und heilsam

Bibelessay zu Römerbrief 16,1-2 | Myrophorinnen – Ein Kreis wirksamer Frauen | Geschichte einer Karmelitin | Von der Spiritualität des Fastens – Hinduismus

Eine Frau mit geistlicher Autorität – Bibelessay zu Römerbrief 16,1-2

Für den Beginn der Woche, in der der Internationale Frauentag begangen wird (8. März), hat sich die evangelische Theologin und Religionspsychologin Susanne Heine einen Text aus jenem Brief ausgesucht, den Paulus an die junge christliche Gemeinde in Rom geschrieben hat. Darin stellt er eine Frau, Phöbe, als Diakonin der Gemeinde in Kenchreä vor, einem Ort am Osthafen von Korinth. Phöbe soll nach Rom reisen, um Paulus dort zu vertreten. Frauen mit spiritueller Kompetenz gibt es also damals wie heute. Doch, so die Frage von Susanne Heine, wo sind sie als kirchliche Amtsträgerinnen zu finden?

Wirksam und heilsam – Myrophorinnen

Sie dürfen sich nicht Diakoninnen nennen und haben einen anderen Weg gefunden: die Myrophorinnen. Damit bezieht sich diese Gruppe katholischer Frauen in Österreich auf Anhängerinnen des Jesus von Nazareth, die mit Salböl (myron) in den Händen am Ostermorgen zu seinem Grab gekommen sind, wie die Bibel erzählt. Sie waren myrophoroi, Salböl-Trägerinnen.

Lebenskunst
Sonntag, 3.3.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Auch die Myrophorinnen von heute wollen – Priestern ähnlich – salben und stärken, Segen und Rituale anbieten; heilsame Rituale, wie sie hervorheben. Dabei richten sie sich an spirituell Heimatlose wie Beheimatete und möchten ein Willkommen-Sein ohne hierarchische Strukturen und Begegnungen auf Augenhöhe leben.

Markus Veinfurter hat den Kreis der Myrophorinnen besucht.

In der Einsamkeit Sinn finden – Geschichte einer Karmelitin

Eigentlich ist Karmel der Name eines Gebirgszugs im Norden Israels, im Bezirk Haifa. Im übertragenen Sinn bezeichnet „der Karmel“ freilich jenen katholischen Orden, dem Karmeliten und Karmelitinnen angehören. Untrennbar mit dem Karmel-Gebirge ist der in Judentum und Christentum verehrte Prophet Elija verbunden, der laut Bibel (1 Könige 17) in leidenschaftlicher Gottverbundenheit gelebt hat. Sowohl Rückzug in die Einsamkeit als auch Einsatz für Gott und seine Gerechtigkeit haben Elija geprägt, wie erzählt wird. Im 12. Jahrhundert haben sich Eremiten auf dem Karmel niedergelassen, woraus schließlich der Karmeliterorden entstanden ist. Auch in Österreich gibt es mehrere Niederlassungen dieses Ordens.

Den Karmel von Mayerling in Niederösterreich hat Marcus Marschalek besucht und dort mit der 35-jährigen Nonne Maria Teresita Poschner über deren Beweggründe gesprochen. Sie ist vor 13 Jahren, als 24-jährige, in den Orden eingetreten und damit in einen „heiligen Raum der göttlichen Gegenwart“, in dem sie mit ihren Mitschwestern in Abgeschiedenheit einen mystischen Zugang zu Gott sucht und lebt.

Von der Spiritualität des Fastens – Gelbe-Linsen-Eintopf Kichari

Fastentage und -wochen liegen im Trend. Dass die vorösterliche Fastenzeit auf einen festen kirchlichen Brauch im 4. Jahrhundert zurückgeht und eine Vorbereitung auf das Auferstehungsfest Ostern sein soll, ist weniger bekannt. Doch nicht nur im Christentum gibt es Fastenzeiten und Fastenspeisen. Auch Hindus fasten zum Beispiel aus spirituellen Gründen: um den Geist zu klären und sich stärker mit dem Göttlichen zu verbinden. So etwa während der „heiligsten aller Nächte“ zu Ehren der Gottheit Shiva am hinduistischen Feiertag Shivaratri, der heuer auf den 8. März fällt.

Indische Fastenspeise
Bernie Schmidt
Gelbe-Linsen-Eintopf Kichari von Mandakini Pachauri

Ein bedeutungsvolles Datum für die Frauen-Aktivistin, Yogalehrerin, Dichterin und Schriftstellerin Mandakini Pachauri. Als IT-Fachfrau ist sie mit Anfang 20 aus der nordindischen Stadt Delhi nach Österreich gekommen – der Liebe wegen. Kochen konnte sie damals noch nicht, der Fokus lag auf ihrer Ausbildung. Nach und nach erfragte sie aber immer wieder Rezepte von ihrer Mutter und Großmutter. Für Lisa Ganglbaur und Gundi Lamprecht bereitet die heute 58-jährige ein typisches indisches Fastengericht zu, den Gelbe-Linsen-Eintopf Kichari, und serviert dazu Salat sowie einen speziellen Chai-Gesundheitstee.

Das Rezept und weitere Rezepte der Reihe „Fastenspeisen in den Religionen“ sind auf religion.orf.at zu finden.

Redaktion & Moderation: Doris Appel