Samstag, 16.3.2024, Ernst Aigner

Zum Tod lachen

Das Wunderbare, das Geheimnisvolle ist diese Woche im Fokus der Morgengedanken. Religionspädagoge Ernst Aigner aus Freistadt in Oberösterreich beschäftigt sich heute mit dem wohl größten Geheimnis unseres Lebens – dem Tod.

Dass man selbst über den Tod lachen kann, beweist folgende erstaunliche Geschichte:

Vier meiner Großtanten haben in einem kleinen Häuschen ein einfaches, von Gottvertrauen und Nächstenliebe geprägtes Leben geführt. Über den Tod wurde oft und ohne jede Scheu gesprochen, und es wurde ihnen allen nach einem langen Leben ein friedlicher Abschied zuteil. Als zwei der Großtanten noch am Leben waren und die Ältere schwer erkrankt ihr Ende kommen sieht, bereitete die Jüngere auf dem Bett nebenan alles für das Begräbnis ihrer Schwester vor.

Tiefes Vertrauen ins Leben

Ernst Aigner
ist Kabarettist und pensionierter Religionslehrer aus Freistadt

Liebevoll drapiert sie das schwarze Totenkleid, die Schuhe und den Rosenkranz. Die Kranke schaut zu, wie sich ihre Schwester bemüht, bis sie plötzlich in heiterem Tonfall in herrlichem Mühlviertlerisch jenen Satz sagt, der in unserer Verwandtschaft zum Inbegriff heiterer Gelassenheit gegenüber dem Tod geworden ist. Achten Sie bitte auf den köstlichen Konjunktiv: „Locha tat i, wann i jetzt net sturb!“

Auf Hochdeutsch: Lachen müsste ich, wenn ich jetzt nicht sterben würde. – Sie ist gestorben und hat trotzdem gelacht!! – So lange wie möglich. Ihr tiefes Vertrauen ins Leben und das Geheimnis dahinter haben diese Frauen beschützt und getragen bis an die Schwelle des Todes und, wer weiß, vielleicht noch darüber hinaus.