LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 17.3.2024

Die eigene Mitte finden

Auch Jesus war ein Lernender | Schmerzensporträts | Fastenlabyrinth | Von der Spiritualität des Fastens – Buddhismus

Auch Jesus war ein Lernender – Aspekte der Bibel

(Hebräerbrief 5,7-9)

Wenn auch der Autor dieses im Neuen oder Zweiten Testament der Bibel festgehaltenen Briefes unklar ist, so dürfte doch gesichert sein, dass das Schreiben vor Ende des ersten Jahrhunderts verfasst worden ist. Ein Abschnitt beschreibt den als Christus/Messias verehrten Jesus von Nazareth als Lernenden, zu hören in katholischen Gottesdiensten am sogenannten Fünften Fastensonntag, dem 17. März 2024. Der lernende Jesus fasziniert den katholischen Theologen, Religionspädagogen und Präsidenten des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Martin Jäggle.

Schmerzensporträts – Bilderzyklus in der Lutherischen Stadtkirche Wien

Eine Ausstellung von Bildern des Künstlers Matthias Mollner aus der Serie „Schmerzensporträts“, für die er seine Lebensgefährtin Judith Schoßböck gemalt hat, ist in den Wochen auf Ostern zu in der Lutherischen Stadtkirche in Wien zu sehen. Judith Schoßböck ist an ME/CFS erkrankt und bettlägrig.

Lebenskunst
Sonntag, 17.3.2024, 7.05 Uhr, Ö1

ME/CFS, die Myalgische Enzephalomyelitis/das Chronische Fatigue-Syndrom, ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, eine Multisystemerkrankung, die meistens von einer Infektion ausgelöst wird: Auch Long Covid kann die Ausprägung ME/CFS haben. Die Patientinnen und Patienten leiden neben der Krankheit unter anderem darunter, dass man sie ihnen nicht ansieht und sie auch nicht mit Standard-Tests festzustellen ist.

Matthias Mollner in der Lutherischen Stadtkirche, Dorotheergasse
ORF/Maria Harmer
Matthias Mollner in der Lutherischen Stadtkirche Dorotheergasse vor einigen seiner „Schmerzbilder“

Eine Ausstellung wie diese passt in die vorösterliche Passionszeit, meint Pfarrer Johannes Modeß von der Lutherischen Stadtkirche Wien. Denn in der Kreuzestheologie gehe es darum zu zeigen: Gott hat mit dem gekreuzigten Jesus, hat mit seinem Tod, das Augenmerk auf das Leid in der Welt gerichtet. Er mache damit Mut, den Blick nicht vom Leiden abzuwenden. „Und dieser Mut muss konkret werden, denn das Leid in der Welt ist immer konkret und keine abstrakte Floskel“, so Johannes Modeß. Maria Harmer hat sich die Bilder in der Lutherischen Stadtkirche angesehen und mit dem Künstler Matthias Mollner gesprochen.

Fastenlabyrinth – Die eigene Mitte finden

In der evangelischen Tradition die Passionszeit, in der katholischen die Fastenzeit: Die Wochen vor dem Auferstehungsfest Ostern sind oft eine Zeit, in der man den Alltag hinter sich lässt, um das Göttliche in sich selbst zu finden. Daran glaubt der 37-jährige Theologiestudent und Stadtjugendreferent der Diözese Linz, Anson Samuel. Der aus Indien stammende Katholik hat gemeinsam mit einer Gruppe anderer meist junger Menschen ein besonderes Angebot geschaffen.

Fastenlabyrinth vor dem Linzer Mariendom
ORF/Lisa Ganglbaur
Fastenlabyrinth vor dem Linzer Mariendom

Vor dem Linzer Mariendom, der größten Kirche Österreichs, lädt eine Installation aus Ziegelsteinen mit 20 Metern Durchmesser dazu ein, auf 300 Metern Wegstrecke zur eigenen Mitte zu finden. „Das Leben ist nicht immer geradlinig, es ist voller Kurven und Wendungen, denen man nicht aus kann und wo man einfach durch muss“, sagt Anson Samuel. Lisa Ganglbaur hat den Mann, der seit neun Jahren Österreich sein zweites Zuhause nennt, ein Stück seines Weges durch das Labyrinth begleitet.

Von der Spiritualität des Fastens – Mit Ingwer und Koriander zur Erleuchtung

Für Buddhistinnen und Buddhisten gibt es keine fest definierten Fastentage, Fasten ist vielmehr eine Grundeinstellung: Weniger zu essen ebne den Weg zum inneren Frieden und der Erleuchtung, heißt es. Extreme wie Völlerei oder Hunger lehnte Siddharta Gautama, der Buddha, ab.

Für LEBENSKUNST lädt das Ehepaar Yvonne und Philip Cheung in den buddhistischen Tempel im 15. Wiener Bezirk ein. Auf den Teller kommt eine für beide typische Fastenspeise: Rein vegetarisch, nichts davon darf frittiert werden, weder Knoblauch noch Zwiebel dürfen gegessen werden, denn das störe die Meditationspraxis. Gewürzt wird stattdessen nur mit Koriander und Ingwer.

Ein Teller mit einer buddhistischen Fastenspeise
Bernie Schmidt
Buddhistische Fastenspeise nach der Fünf-Elemente-Küche

Großen Wert auf die harmonische Zusammenstellung der Gerichte legt das ursprünglich aus dem chinesischen Hangzhou stammende Paar auch wochentags im Restaurant in Wien: Küchenchef Philip ist Anhänger des Fo-Guang-Shan-Buddhismus, einer Strömung des Mahayana-Buddhismus. Er ist stets darauf bedacht, im Sinne der traditionellen asiatischen Lebensphilosophie und Gesundheitslehre, sämtliche Zutaten durch schonende Zubereitung zuträglich zu verarbeiten. Lisa Ganglbaur und Gundi Lamprecht haben sich davon überzeugt.

Das Rezept und alle Rezepte der Reihe „Fastenspeisen in den Religionen“ finden sich auf religion.orf.at.

Moderation: Martin Gross
Redaktion: Doris Appel