Zwischenruf 17.3.2024, Sabrina Fuchs-El Bahnasawy

Ein Monat der Selbstdisziplin, ein Monat der Gemeinschaft

Der Ramadan ist der besondere Monat im islamischen Kalender, in dem gläubige Musliminnen und Muslime auf der ganzen Welt fasten, um spirituelle Reinigung zu erreichen und ihre Verbindung zu Gott zu vertiefen.

Während dieses Monats verzichten wir von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und andere weltliche Genüsse. Unser Fasten wird durch das tägliche Gebet, die Rezitation des Koran und die Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten wie den Iftar-Mahlzeiten am Abend ergänzt.

Sabrina Fuchs–El Bahnasawy
ist Sozialpädagogin und Mitbegründerin der muslimischen Telefonseelsorge „Salam“

Überschattet von Terror und Krieg

Dieses Jahr ist es mir wichtig, während des Ramadan besonders an diejenigen zu denken, denen es nicht so gut geht wie meiner Familie und mir. Meine Kinder haben genug zu essen, wir können mit frischem Wasser, Milch und süßen Datteln so wie jedes Jahr gemeinsam am Abend unser Fasten brechen und Zeit miteinander verbringen. Wir können unsere Wohnung dekorieren und uns überlegen, was wir uns gegenseitig zum Zuckerfest am Ende des Ramadan schenken werden. Ich bin sehr dankbar für diese Sicherheit und diesen Wohlstand, den wir genießen dürfen.

An vielen Orten ist der Ramadan 2024 überschattet von Terror und Krieg. Dieses Jahr werden viele Muslime hier in Österreich an unsere Glaubensgeschwister in den Ländern denken, in denen gerade Gewalt herrscht, wie zum Beispiel im Sudan, in Syrien, in der Ukraine, in Palästina/Israel und im Jemen. Für manche Muslime in Österreich ist dieser Ramadan besonders schmerzhaft, weil sie wissen, dass sie mit vielen Familienangehörigen nie wieder gemeinsam fasten, beten, feiern können.

Ein Weckruf

Der Islam lehrt Geduld, Standhaftigkeit im Guten und Hoffnung auf die ausgleichende Gerechtigkeit Gottes. Zeiten wie diese, in der wir uns gerade befinden, stellen eine besondere Herausforderung an den Glauben dar und ich denke, sie sind gleichzeitig ein Weckruf. Sie erinnern mich: Sei dir dessen bewusst, dass das Leben auf dieser Welt ein Vorübergehendes ist. Sei dankbar für das Gute, das du in deinem Leben hast, und tue alles, was du kannst, um Frieden in dir zu haben und zu verbreiten.

In diesen Gedanken liegt auch die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben der Menschen und es ist mir sehr wichtig, diese Vision meinen Kindern weiterzugeben. Ich bin überzeugt davon: Wenn ich in Frieden mit mir und meinem Schöpfer bin, kann ich auch in Frieden mit meiner Umgebung sein.

Zwischenruf
Sonntag, 17.3.2024, 6.55 Uhr, Ö1

Die Gemeinschaft stärken

In Österreich gibt es eine wachsende muslimische Gemeinschaft, die den Ramadan feiert. Muslim:innen in Wien, Graz und anderen Städten begehen diesen Monat mit unterschiedlichen traditionellen Bräuchen und organisieren Iftar-Mahlzeiten in Moscheen, Gemeindezentren und privaten Haushalten. Der Ramadan verbindet Gläubige auf der ganzen Welt in einem gemeinsamen Streben nach positiver Spiritualität, Nächstenliebe und Selbstbeherrschung. Er bietet die Möglichkeit für Gläubige, ihre Glaubenspraxis zu vertiefen, ihre Gemeinschaft zu stärken und sich auf das zu besinnen, was heilt und hilft in diesem Leben.

Ich wünsche mir für meine Familie und meine Mitmenschen, dass Frieden in unsere Herzen einzieht, Hass überwunden wird und wir in unserem Alltag gestärkt durch Vertrauen und Hoffnung leben. Für mich ist das ein Weg, das Miteinander in der Gesellschaft zu stärken.