LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 24.3.2024

Über die Schwelle

Von der Umdeutung göttlicher Macht | Gedanken zu und Erkenntnisse von Chaim Cohn | Vergänglichkeit und Leben in Hallstatt | Assoziationen zu Kollwitz und Barlach in Klagenfurt

Von der Umdeutung göttlicher Macht – Aspekte der Bibel

(Johannes 12, 12-16)

Am sogenannten Palmsonntag ist für katholische Gottesdienste unter anderem ein Text aus dem Johannesevangelium vorgesehen, der vom „Einzug Jesu in Jerusalem“ erzählt. Zwar wird laut diesem Text Jesus wie alle Herrscher in der Antike mit Palmzweigen begrüßt und als König proklamiert; aber er kommt nicht „hoch zu Ross“, sondern auf einem „Eselchen“, wie es im griechischen Text heißt. So hatte bereits der Prophet Sacharja in der Hebräischen Bibel die Ankunft eines Friedenskönigs beschrieben: Ein solcher kommt nicht mit imperialer Macht, sondern er hilft, ist gerecht und demütig. Gedanken dazu von der katholischen Theologin und Religionssoziologin Regina Polak.

Prozess und Tod Jesu aus jüdischer Sicht – Gedanken zu und Erkenntnisse von Chaim Cohn

„Es ist mir nicht mehr möglich, die zahlreichen Passionsvertonungen anzuhören, so wunderbar sie auch sein mögen. Und mir fällt auf, wie völlig unreflektiert und unkommentiert das Narrativ von den fürchterlichen Juden, die Jesu Tod herbeiintrigiert und herbeigeschrieen hätten, im kulturellen und religiösen Leben durch Konzerte und Gottesdienste fortgeschrieben wird.“ Das sagt Markus Pfandler-Pöcksteiner, der nach seinem Studium der Katholischen Kirchenmusik Stiftskapellmeister im Benediktinerstift Altenburg war und Leiter der Altenburger Sängerknaben. Heute lebt und arbeitet er als Psychotherapeut und Musiker in St. Pölten.

Lebenskunst
Palmsonntag, 24.3.2024, 7.05 Uhr, Ö1

Jahr für Jahr wird in der Woche vor Ostern, der Karwoche (das althochdeutsche kara bedeutet Klage, Kummer, Trauer), in den katholischen Kirchen die Leidensgeschichte des Jesus aus Nazareth in Wort und Ton erzählt. Damit wird Juden die Schuld an Leiden und Tod des Messias, des Christus, theatralisch vorgeworfen. Zu Unrecht, wie der Rechtshistoriker Chaim Cohn (1911-2002), der 1952 Justizminister Israels wurde, herausgefunden hat. Gedanken dazu von Markus Pfandler-Pöcksteiner.

Buchhinweis:

  • Chaim Cohn, „Der Prozess und Tod Jesu aus jüdischer Sicht“, Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag

„Über die Schwelle“ – Vergänglichkeit und Leben in Hallstatt

Wer eine Schwelle überschreitet, tritt in einen Raum, nimmt eine andere Perspektive ein, geht in eine neue Dimension. Gerade in den Wochen vor dem Auferstehungsfest Ostern sind Gedanken vom Werden und Vergehen präsent.

Bilder der Künstlerin Haruko Maeda in der Pfarrkirche Hallstatt
Ulrich Kehrer
Bilder von Haruko Maeda

Eine Ausstellung inmitten der Region um die derzeitige Kulturhauptstadt Bad Ischl nimmt sich des Themas der Vergänglichkeit an. Sie ist in der katholischen Pfarrkirche in Hallstatt, dem Beinhaus und der Gruftkapelle zu sehen. Dort ist der Tod ohnedies allgegenwärtig: Die Schädel, die sich im Beinhaus befinden, wurden ausgegraben, dem Mondlicht ausgesetzt und gereinigt – und ab 1720 auch bemalt, als Zeichen der Wertschätzung.

Derzeit leiht die aus Japan stammende Künstlerin Haruko Maeda der Pfarrkirche Hallstatt ihre Werke und Gedanken zur Vergänglichkeit: „Der Tod ist mitten im Leben. Der Tod ist unausweichlich. Aber danach kommt wieder das Leben“, ist sie überzeugt. Lisa Ganglbaur hat sich die Kunstwerke angesehen und mit der Ausstellungskuratorin Martina Gelsinger sowie der Künstlerin Haruko Maeda gesprochen.

„Nie wieder Krieg“ – Assoziationen zu Kollwitz und Barlach in Klagenfurt

„Nie wieder Krieg“, diesen Titel trägt ein Werk der deutschen Künstlerin Käthe Kollwitz (1867-1945), das vor genau 100 Jahren – 1924 – entstanden ist. Und denselben Titel hat auch die Ausstellung, die derzeit in der Stadtgalerie Klagenfurt zu sehen ist. Werke von Käthe Kollwitz und ihrem Zeitgenossen, dem Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938), treten da in Dialog mit aktuellen Fotos von Krieg und Zerstörung. Kollwitz und Barlach haben beide in ihrem Schaffen nicht nur ein gesellschaftspolitisches Anliegen – für Frieden und soziale Gerechtigkeit – sondern auch starke spirituelle Züge. Brigitte Krautgartner informiert.

Redaktion & Moderation: Doris Appel