Einige Tage vor Ostern wurde ich zu einem Totenbett gerufen. Die Verstorbene hatte erst vor wenigen Stunden ihren letzten Atemzug gemacht und mittlerweile waren neben dem Witwer auch Kinder und Enkel, die Pflegerin und weitere Freunde versammelt.
Jakob Geier
ist Kaplan im Seelsorgeraum Bludenz
Eine tragende Atmosphäre
Eine sehr feierliche Stimmung herrschte im engen Wohnzimmer – neben dem Bett hatten die Angehörigen Kerzen und Weihrauch entzündet, das Kreuz und ein Palmbuschen standen dabei. Eine denkbar intensive Mischung aus Betroffenheit und Trauer, aber mindestens so viel Dankbarkeit und Freude am Beisammensein lagen in der Luft. Wir beteten gemeinsam. Und wir sangen alte Marienlieder. Es ging zu Herzen – weil eine ungemein tragende Atmosphäre entstand, wo alle Gedanken, Fragen, Erinnerungen und Tränen aufgehoben waren.
In diesem Moment gab es keine Grenze zwischen dem Tod und dem Leben im Raum. Diese Verbundenheit wurde anschließend weitergefeiert – bei Wein und Tee, bei Kuchen und einer bestellten Pizza. Ich ging gestärkt weg von diesem Abendmahl und der Feier eines Übergangs vom Tod zum Leben. Ein echtes österliches Lebenszeichen.