Zwischenruf 7.4.2024, Gabriele Eder-Cakl

Nicht nur um Gottes Lohn

Vor Kurzem war ich mit 100 Pfarrgemeinderätinnen und Ehrenamtlichen beisammen. Wir erzählten uns Hoffnungsgeschichten. Und vor lauter Hoffnung war keine Zeit zum Jammern.

Heute ist in der katholischen Kirche der Weiße Sonntag – er heißt auch deshalb so, weil an diesem ersten Sonntag nach Ostern in vielen Pfarren Erstkommunion gefeiert wird. In der Osternacht ist der Platz für Taufen und die Erneuerung des Taufversprechens – am weißen Sonntag tragen die Erstkommunionkinder die weißen Kleider – eine Erinnerung an das festliche Taufkleid.

Gabriele Eder-Cakl
ist Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts

Hoffnungsgeschichten

Heute sind in den Pfarren viele freiwillige Personen im Einsatz, damit dieses Fest wirklich ein besonderes Fest wird. Die Vorbereitung, die Gestaltung des Gottesdienstes, der Kuchen danach, die Blumen in der Kirche. Österreich würde nicht so gut leben, wenn es die abertausenden Freiwilligen nicht gäbe. Es sind hunderttausende Menschen in den Vereinen, im sozialen Bereich und eben auch in den Pfarren, die unser Zusammenleben lebenswert gestalten. Müssten diese Stunden bezahlt werden, es würde in die Milliarden Euro gehen.

Aber zurück zu den Hoffnungsgeschichten der Pfarrgemeinderäte. Am Anfang waren resignative Töne zu hören: Wir sind überarbeitet, wir finden keine Ehrenamtlichen mehr, es sind keine jungen Leute da, es geht den Bach hinunter mit der Freiwilligenarbeit. Dann haben wir danach gesucht: Was sind persönliche Hoffnungsquellen? Wo hüpft uns das Herz? – Ähnlich wie den Emmausjüngern. Als sie frustriert und traurig von Jerusalem nach Hause gegangen sind, da war Jesus plötzlich unter ihnen und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz, als wir mit ihm gingen.

Ehrenamt braucht Sichtbarkeit

An runden Tischen hat jede Person ihre Hoffnungsgeschichte erzählt und die anderen haben zugehört. Es war sehr erbauend, so viele schöne Erzählungen zu hören. Beinahe alle Geschichten hatten mit Begegnungen zu tun. Begegnungen in der Familie, mit den Kindern. Das Lachen und die Leichtigkeit in der Gemeinschaft. Eine Frau hat erzählt, dass sie durch ihr Engagement in der Seniorenrunde so viel positive Kraft bekommt, dass sie dadurch gestärkt ihren Alltag managen kann. Wenn jemand zum Gelingen der Gemeinschaft investiert, bekommt er oder sie zumeist wieder viel zurück.

Doch: Freiwilliges Engagement ist nur dann eine echte Hoffnungsquelle, wenn auch die Begleitung, der Rahmen und vor allem die Wertschätzung stimmen. Das Ehrenamt braucht Sichtbarkeit, Mitbestimmung, echte Beteiligung. Es braucht ein ehrliches Wort des Dankes, nicht nur einmal im Jahr. Es braucht einen Dank mit Blickkontakt. Es kann nicht sein, dass sich vor allem Frauen für eine Organisation abstrampeln, vieles aus der eigenen Tasche zahlen, in der Freizeit machen und dann nicht gehört und gesehen werden, bei Entscheidungen vor der Tür stehen und für ihre Arbeit nicht gleich geschätzt werden, wie ihre männlichen Kollegen.

Zwischenruf
Sonntag, 7.4.2024, 6.55 Uhr, Ö1

Religiosität fördert Demokratie

Diese Haltung der Wertschätzung zeigt sich auch darin, dass ernst genommen wird, wenn der Einsatz einmal im Jahr für ein Projekt geschieht, oder wenn klar gesagt wird: Ich habe zwei Stunden pro Woche dafür Zeit. Gerade in der Kirche ist die Versuchung groß, schnell den Rund-um-die-Uhr-Einsatz zu fordern.

Studien sagen, dass lebendige Gemeinschaften, in der sich viele verschiedene Menschen mit ihren Fähigkeiten einbringen, die Demokratie und das Zusammenleben fördern und einer Polarisierung entgegenwirken. Eine gesunde Religiosität fördert so gesehen das demokratische Zusammenleben. Das hängt wesentlich davon ab, mit welchem Blick in die Zukunft geschaut wird. Und der positiv-visionäre Blick in die Zukunft braucht sprudelnde Quellen, die Hoffnung, Freude und auch Liebe befördern.