Montag, 15.4.2024, Michael Chalupka

Weg des Buches

Internet, Smartphones und Social Media sind fast allgegenwärtig. Michael Chalupka, der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche, erzählt in den Morgengedanken von einer Zeit, in der das Lesen von Informationen noch in aller Ruhe und Stille stattgefunden hat.

Wie war das in einer Zeit, da Information noch rar war – kein Telefon, kein Computer, keine Handys? Zu Zeiten der Gegenreformation bis ins Jahr 1781 war es für die Evangelischen in Österreich schwer, an Informationen über ihren Glauben zu kommen. Öffentliche Gottesdienste waren verboten – rund 180 Jahre, sieben Generationen lang. Gottesdienst wurde trotzdem gefeiert. Zu Hause.

Michael Chalupka
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich

Still in ganzn Haus

Bibelschmuggler haben die Geheimprotestanten in ihren Enklaven entlang des „Weg des Buches“ in Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten mit Bibeln, Luthers Hauspostillen, Gesangs- und Andachtsbüchern versorgt. Die Hausgottesdienste fanden ohne Pfarrer statt.

Michael Unterlecher beschreibt das noch Anfang des 20. Jahrhunderts in seinen Erinnerungen eines Bergbauernbubens, so: Nach dem „Prödiglesen, Betn und dem Heilige-Liader-Singen“ wude „a bsunders guats Essn afn Tisch gstöllt“. Nach dem Essen ging jeder mit „an Buach in sei Winkele, der alte Matl mit Luthers Hauspostille, der Vater mit Arndts „Wahrem Christentum“, die Schwöster mitn Gsangbuach. Es is still in ganzn Haus.“