Stellen Sie sich vor: Mir ist mein Handy in eine Regenlacke gefallen. Mich hat die pure Verzweiflung gepackt. Zig Menschen sind mir eingefallen, die ich jetzt erreichen müsste und die sicher gerade versuchen, mich anzurufen. In der Verzweiflung habe ich begonnen, über Gott nachzudenken. Und hörte in mir die Stimme des Reformators Martin Luther, der mich an das erste Gebot erinnert:
Michael Chalupka
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich
Herr über unsere Zeit
„Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“ Luther legt dieses Gebot so aus: „Worauf du nun dein Herz hängst, das ist eigentlich dein Gott.“
Ich habe mich ertappt gefühlt. Ständige Erreichbarkeit und die andauernde Möglichkeit, sich ins Leben anderer einzumischen, geben uns das Gefühl, unser Leben jederzeit bestimmen zu können, Herr über uns selbst zu sein. Und doch machen wir uns abhängig, machen ein technisches Spielzeug zum Herrn über unsere Zeit. Vielleicht sollte ich eine Fastenzeit ohne Mobiltelefon einlegen, um mein Herz freizumachen für den, den man immer rufen kann.