An keinem Ort, nirgendwo, ist man vor Belästigung sicher. Den einen passiert‘s im Konzertsaal, den anderen im Kaffeehaus. Der schneidende Ton eines klingelnden Handys reißt uns aus der Idylle. Sogar während eines Gottesdienstes habe ich es schon läuten gehört.
Michael Chalupka
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich
Von Angesicht zu Angesicht
Dem Mönch Makarios, der einst in den Wüsten Ägyptens lebte, war solche Art der Kommunikation fremd. Die Gesprächsmöglichkeiten waren rar. So richtete er, so die Legende, an einen Totenschädel im Wüstensand die Frage: „Wer bist du?“ Der antwortete: „Ich bin in der Hölle, bete für uns, wenn du unser Los erleichtern willst!“ Makarios wollte wissen, wie denn die Hölle aussehe und was Erleichterung dort bedeuten könne. Darauf der Schädel: „Wir stehen in Flammen, aber die größere Qual ist, dass wir Rücken an Rücken gefesselt sind. Wir können einander nicht sehen. Wenn du aber für uns betest, lockern sich die Fesseln und wir können uns sehen, von Angesicht zu Angesicht!“
Was dem Makarios noch Höllenqualen waren, das erlegen wir uns heutzutage freiwillig auf und nennen das Kommunikation. Probieren wir es doch wieder öfter, das Gespräch von Angesicht zu Angesicht!