Samstag, 20.4.2024, Michael Chalupka

Die Liebe höret nimmer auf

Gefühle kann man auf dem Smartphone mit einer Vielzahl von Emojis und Smileys ausdrücken. Das ist halt ein wenig dürftig, findet Michael Chalupka, der Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche.

Die Wut ist zerstörerisch. Der Hass nagt. Die Trauer bringt Tränen. Die Angst macht klein und bedrückt das Herz. Das Glück kann überwältigend sein. Die Liebe aber „ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe höret nimmer auf.“

Michael Chalupka
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich

70 Worte

Um das große Gefühl der Liebe zu beschreiben, benötigt der Apostel Paulus 70 Worte. Wir sind heute effizienter. Wir schaffen das mit einem Smiley – einem lachenden Gesicht mit drei Herzchen. Und wenn wir besonders verliebt sind, dann schicken wir noch ein Herz hinterher. Sind wir traurig, verdrückt der Smiley ein Tränchen. Große Emotionen werden mit kleinen Emojis ausgedrückt.

Da könnte einem ja der Gedanke kommen, dass die Gefühle gar nicht so groß sind wie gedacht. Doch bevor ich hier weiterrede, schweige ich lieber. Der Smiley hat dann einen Reißverschluss vor dem Mund.