Kardinal Gerhard Ludwig Müller
APA/dpa/Andreas Arnold
APA/dpa/Andreas Arnold
Abendmahlfeier

D: Kardinal Müller kritisiert gemeinsames Abendmahl

Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der ehemalige Präfekt der römischen Glaubenskongregation, hat die gemeinsamen Abendmahlsgottesdienste katholischer und evangelischer Christen beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main kritisiert.

Dies sei „eine Provokation des Lehramtes der katholischen Kirche“, teilte Müller der Deutschen Presse-Agentur mit. In vier Präsenzgottesdiensten waren am Samstagabend in Frankfurt Katholiken eingeladen worden, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen, während Protestanten umgekehrt die katholische Eucharistie mitfeiern konnten.

Gegensätze zwischen Protestanten und Katholiken

„Niemand kann eigenmächtig und nach eigenem Gusto die Gegensätze zwischen evangelisch-protestantischem und katholischen Glaubensbekenntnis für nebensächlich erklären oder ignorieren“, kommentierte Müller, früher Bischof von Regensburg.

„Wer sich im Widerspruch zur katholischen Lehre und ihrer verbindlichen Auslegung durch das römische Lehramt verhält, ist nicht mehr katholisch.“ Müller leitete die Glaubenskongregation von 2012 bis 2017. Die Behörde wacht über die Reinheit der katholischen Lehre.

Kirchentagspräsident Sternberg weist Kritik zurück

Der Präsident des Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt, Thomas Sternberg, hat Kritik von Kardinal Gerhard Ludwig Müller an Gottesdiensten mit gegenseitiger Abendmahlseinladung zurückgewiesen. „Wir leben eine Ökumene der Gastfreundschaft“, sagte Sternberg am Sonntag bei der Abschlusspressekonferenz des Kirchentags. „Mich hat das Ganze sehr, sehr tief berührt.“

Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sagte dazu, die in Frankfurt praktizierte gegenseitige Einladung sei Realität in zahllosen deutschen Gemeinden. Es sei somit nur ehrlich, wenn man dies nun erstmals auch bei einem Kirchentag öffentlich so gehandhabt habe. „Das ist ein ökumenischer Fortschritt“, sagte er. „Ich fühlte mich zuhause.“