Auftakt zur Weltsynode der katholischen Kirche, Messe im Petersdom
APA/AP/Gregorio Borgia
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Synode

Theologin: Einberufung zu Weltsynode „epochal“

Die Kirche ist keine Parteiendemokratie, geht mit dem Prinzip der Synodalität aber davon aus, dass sich alle Getauften einbringen können und sollen: Das erklärte die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak.

Die Theologin äußerte sich in der ORF-„Orientierung“ (Sonntag) mit Blick auf die beginnende Weltsynode der katholischen Kirche. Die Tatsache der Einberufung des weltweiten synodalen Wegs durch Papst Franziskus bezeichnete Polak im Interview als „epochal“, ob aus dem Prozess eine Chance wird, hänge aber von vielen Faktoren ab. Papst Franziskus hatte die Weltsynode am Sonntag mit einer Messe eröffnet.

Die Kirchenleitungen, insbesondere die Bischöfe, seien jedenfalls „dringend angehalten“, allen Stimmen von Gläubigen „strukturell und organisatorisch Gehör zu verschaffen, sodass ohne Tabus offen gesprochen werden kann“, sagte die Theologin – mehr dazu in Auf dem Weg: Start für „synodalen Prozess“ der katholischen Kirche.

„Unglaubliches Netzwerk an Menschen“

Mit der Weltsynode verwirkliche der Papst ein Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils und die in der katholischen Kirchenverfassung enthaltenen synodalen Strukturen, führte Polak aus. Darüber hinaus bringe Franziskus seine langjährige Erfahrung mit synodalen Prozessen ein, sagte die Vorständin des Instituts für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Die Theologin Regina Polak
Kathpress/Johannes Pernsteiner
Theologin Polak: Die Menschen noch einmal dazu zu ermutigen, sich vertrauensvoll einzubringen, werde eine „spezielle Herausforderung“

In der katholischen Kirche gebe es nach wie vor ein „unglaubliches Netzwerk an Menschen“, die aber auch unterstützt und ermutigt werden müssten, so Polak: „Der Papst nimmt einfach die Gläubigen ernst. Er mutet ihnen etwas zu. Aber er vertraut ihnen auch.“

Auch viel Frustration

Gerade im europäischen Raum existiere freilich auch jede Menge Frust über bisherige Reformprozesse, die zu keinen Konsequenzen geführt haben; hinzukomme die Erschütterung durch die Missbrauchsskandale, so die Theologin. Die Menschen noch einmal in die Gänge zu bringen und zu ermutigen, sich vertrauensvoll einzubringen, werde eine „spezielle Herausforderung“, zeigte sich Polak überzeugt.

Gefragt seien hier nicht nur die Bischöfe – auch von bisherigen Prozessen erschöpfte Katholiken stünden vor der Herausforderung, ihre Skepsis zu überwinden. Leitende Frage der synodalen Wege sei, wie im 21. Jahrhundert das Evangelium verkündet werden muss und wie Strukturen und Gestalt der Kirche dafür aussehen müssen, so die Theologin.

„Konflikte sollten nicht zu Spaltung werden“

Auch wenn das Vorbereitungsdokument der Weltsynode vor der „Versuchung des Konflikts“ warne, würden sich Konflikte nicht vermeiden lassen: „Die Konflikte sollten nicht zu Spaltung werden, und man braucht hier eine professionelle Begleitung, um sich nicht zu zerstreiten.“

Mit Blick auf die Zukunft der Kirche ortete Polak „ein ganzes Portfolio“ an Themen, die besprochen werden müssen. Dazu zähle die Rolle der Frau in der Kirche, Geschlechtergerechtigkeit und das gesamte Thema Sexualität, aber auch die Folgen des Klimawandels sowie Fragen zu Migration, sozialer Gerechtigkeit und Armut.