Beichtgeheimnis

Frankreich: Erzbischof entschuldigt sich für Aussage

Der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz hat sich nach einer Welle der Empörung für seine Aussage entschuldigt, wonach das Beichtgeheimnis über den Gesetzen der Republik stehe.

Erzbischof Eric de Moulins-Beauforts Äußerung in einem TV-Interview vergangene Woche nach Vorstellung einer Studie zu massenhaftem Missbrauch in der Kirche hatte in Frankreich, das großen Wert auf eine strikte Trennung von Staat und Kirche legt, Empörung ausgelöst.

Der Erzbischof hatte gesagt, das Beichtgeheimnis sei „stärker als die Gesetze der Republik“. Dem hatten mehrere Politiker widersprochen. De Moulins-Beauforts sagte am Dienstag, er entschuldige sich bei den Opfern und allen, die verletzt oder schockiert gewesen seien über die Debatte, die seine Worte ausgelöst hätte.

„Ungeschickte Formulierung“

Innenminister Gerald Darmanin hatte den hohen Geistlichen zu einem Gespräch gebeten. Die Einladung eines Geistlichen in ein Ministerium ist in Frankreich eine ungewöhnliche Maßnahme. Dabei ging der Erzbischof auf seine „ungeschickte Formulierung“ ein, teilte die Bischofskonferenz mit. „Für uns Christen appelliert der Glaube an das Gewissen jedes Einzelnen und daran, ohne Unterlass Gutes zu tun, dies geht aber nicht, ohne die Gesetze des Landes zu respektieren“, sagte de Moulins-Beaufort.

Erzbischof von Reims Eric de Moulins-Beaufort
APA/AFP/Francois Nascimbeni
Erzbischof de Moulins-Beaufort ging auf seine „ungeschickte Formulierung“ ein

Die katholischen Bischöfe seien entschlossen, „dem Schutz der Kinder höchsten Vorrang einzuräumen, in Zusammenarbeit mit den französischen Behörden“, betonte die Bischofskonferenz in einer Mitteilung am Dienstag. Zuvor hatte Innenminister Darmanin die Pflicht von Priestern zur Anzeige von besonders schweren Missbrauchsfällen betont.

Geschätzt 216.000 Opfer durch Priester

Priester, die im Beichtgespräch von Verbrechen gegen Kinder unter 15 erfahren, müssten diese „der Justiz“ mitteilen, sagte Darmanin in der Nationalversammlung.

Laut der Untersuchung gab es seit 1950 geschätzt 216.000 minderjährige Opfer sexueller Übergriffe durch Priester und Ordensleute in Frankreich. Nimmt man Laien und Kirchenmitarbeiter in kirchlichen Einrichtungen, Schulen, Pfarren und Katechese hinzu, so kommt die Kommission sogar auf geschätzt 330.000 Opfer – mehr dazu in 330.000 Missbrauchsopfer in katholischer Kirche Frankreichs.

Die Untersuchungskommission zu den Missbrauchsfällen hatte unter anderem gefordert, Priestern die Anzeige mutmaßlicher Täter zu erleichtern, wenn sie im Beichtgespräch Hinweise auf sexuellen Missbrauch erhalten.

„Wesen der Beichte“ und Kinderschutz vereinbaren

„Das Ausmaß der sexuellen Gewalt gegen Minderjährige (…) zwingt die Kirche, ihre Praktiken im Licht dieser Realität zu sehen“, heißt in der Mitteilung der Bischofskonferenz. Deswegen sei nun eine Anstrengung nötig, „um das Wesen der Beichte und den nötigen Schutz der Kinder miteinander zu vereinbaren.“

Die Position des Erzbischofs hatte im laizistischen Frankreich für Empörung gesorgt. De Moulins-Beaufort verwies später darauf, dass das Beichtgeheimnis im französischen Recht wie ein Berufsgeheimnis behandelt werde. Priester müssten künftig besser geschult werden, wie sie mit Menschen umzugehen haben, die ihnen in der Beichte Missbrauchsfälle anvertrauen, sagte der Erzbischof.