Festival: Jüdische Kultur in Frauenhand

Das heurige Festival der jüdischen Kultur steht ganz im Zeichen von „Frauenpower im Judentum“. Dabei wartet man mit zahlreichen Filmvorführungen, Diskussionen und Konzerten auf, um sich jüdischen Frauen und ihren unterschiedlichen Schicksalen und Errungenschaften zu widmen.

Den Auftakt macht am Sonntag das Eröffnungskonzert „See you in Hollywood!“ mit der Sopranistin Ethel Merhaut, der Violinistin Orsolya Korcsolán und dem Anna Rothschild Ensemble im Musikverein, in dem man sich auf die Spuren jüdischer Komponisten und Interpretinnen begibt, die nach ihrer Flucht in Hollywood eine neue Heimat fanden. Darunter finden sich Kurt Weill, Greta Keller oder Hedy Lamarr.

Das Votivkino zeigt am Dienstag um 20.00 Uhr Margarethe von Trottas Film „Hannah Arendt“ aus dem Jahr 2012, am Donnerstag präsentiert Larissa Kravitz in der Urania ihr Buch „Money Honey – Vorsorgen und investieren für Einsteigerinnen“, mit dem sie Frauen die Angst vor dem Finanzmarkt nehmen will. Erklärt werden Begriffe wie Online-Depots, Anleihen, ETFs, Aktien, Dividenden und REITs.

Vielfalt und Wirkung von Frauen

Claudia Prutscher, Vizepräsidentin der IKG und Vorsitzende der IKG-Kulturkommission schrieb zur Ankündigung des Festivals: "Im Rahmen des Festivals wollen wir jüdische Frauen und ihre Kunst in den Fokus rücken, ihre Vielfalt und Wirkung in unserer Gesellschaft zeigen! Denn wie bereits Emma Goldman, die Friedensaktivistin, sagte: ‚True Emancipation begins neither at the polls nor in courts. It begins in woman’s soul‘ („Wahre Emanzipation beginnt weder in der Wahlurne noch in den Gerichten. Sie beginnt im Herzen der Frau“).

Hinweis

Das Festival der jüdischen Kultur dauert von 14. November bis 9. Dezember 2021.

Die Malerin Charlotte Salomon wird in einem Film ebenso vor den Vorhang geholt, wie die Schauspielerin und Erfinderin Hedy Lamarr. Gegenwärtige Künstlerinnen sorgen für Konzerte und Ausstellungen: Dvora Barzilai möchte in ihrer Ausstellung „Shirat Dvora“ speziell die weiblichen Figuren der Thora und ihre Stärken hervorheben und somit Frauen eine Stimme geben.

Porträt von „Dr. Ruth“

Ein Dokumentarfilm über eine Holocaustüberlebende und späteren Star der amerikanischen Popkultur steht am 21. November auf dem Programm, wenn im Votivkino Ryan Whites „Ask Dr. Ruth“ gezeigt wird. Die heute 92-jährige Ruth Westheimer reüssierte in den USA mit ihrer Show „Sexually Speaking“, in der sie Ratschläge rund um das Thema Sex gab.

Abgerundet wird das Programm mit der Ausstellung „Shirat Dvora“, die von 24. November bis zum 1. Dezember im Kunstraum Nestroyhof zu sehen ist. Eine Annäherung an Hedy Lamarr bietet der Streifen „Geniale Göttin“, der am 25. November im Votivkino zu sehen ist, eine Konzertmatinee mit Lesung ist am 28. November im Theater Nestroyhof Hamakom programmiert. Im Mittelpunkt steht das Leben und Werk der jüdischen Malerin Charlotte Salomon.

Sichtbare Zeichen von Frauen

„Das „Festival der Jüdischen Kultur“ ist nicht zuletzt auch aufgrund des tatkräftigen Einsatzes unseres vorwiegend weiblichen Organisationsteams zu einem wesentlichen Bestandteil des Wiener Kulturprogramms geworden und setzt ein weithin sichtbares Zeichen für unser lebendiges, jüdisches Leben in Wien“, schreibt IKG-Präsident Oskar Deutsch zum Festival. Auf der Website der IKG ist auch ein Podcast zum Thema Frauenpower abrufbar.

Am 7. Dezember widmet sich eine Podiumsdiskussion „G’ttes weiblicher Seite“ in der Urania, bevor am 9. Dezember mit „Truus Children“ eine Doku über Truus Wijsmüller, die jüdische Kinder durch den sogenannten „Kindertransport“ nach Großbritannien rettete, Österreichpremiere feiert. Zum Thema Kindertransporte kann man dann gleich weiter ins Jüdische Museum Judenplatz wandern, wo sich eine Ausstellung den Einzelschicksalen der verschickten Kinder widmet – mehr dazu in Jüdisches Museum erinnert an Kindertransporte.