Kontroverse

Heftige Debatte über Ausstellung im Jüdischen Museum

Die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Barbara Staudinger, sieht sich im Zusammenhang mit der seit November laufenden Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“ scharfer Kritik ausgesetzt. Nun melden sich jüdische Unterstützerinnen und Unterstützer.

So kritisierte etwa laut „Kurier“ Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, die Schau als teilweise problematisch. Auch der Nahostexperte Ben Segenreich und der Publizist Paul Lendvai zählen zu jenen, die die Schau kritisiert haben. Unterstützung erhielt Staudinger nun von neun Holocaust-Überlebenden, wie der „Standard“ am Donnerstag (Onlineausgabe) berichtete.

Sie wandten sich in einem Brief an IKG-Präsident Deutsch sowie Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und den Aufsichtsrat des Museums. Zwar könne man über die Ausstellung geteilter Meinung sein, aber man sei „entsetzt“ darüber, „wenn die Direktorin als Antisemitin diffamiert wird, die Ausstellung sogar teils in die Nähe nationalsozialistischer Wiederbetätigung gerückt wird oder manche ihr vorwerfen, dass sie nicht jüdisch ist“.

Die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Barbara Staudinger
APA/Robert Jäger
Direktorin Staudinger in der Kritik

Kritik ja, Rufmord nein

Kritik sei zwar wichtig, aber „nichts rechtfertigt Rufmord und Hetze! Es braucht Toleranz und Respekt“, zitierte „Der Standard“ weiter aus dem Schreiben. Die IKG wurde aufgefordert, „nicht länger zu schweigen, sondern die Diskussion wieder auf eine sachliche Ebene zu bringen“.

Sendungshinweis

Die Ö1-Sendung „Praxis“ befasste sich am Mittwoch ebenfalls mit den Diskussionen über die Ausstellung, hier zum Nachhören.

Unterzeichnet wurde der Brief von Robert Schindel, Timothy und Franziska Smolka, Zwi Bar-David, Gerda Frey, Helga Feldner-Busztin, Peter Munik, Siegfried Loewe und Angelica Bäumer.

Direktorin Staudinger selbst hatte zuletzt in Interviews angekündigt, in die Ausstellung in den kommenden Wochen „eine weitere textliche Kontextebene“ einzuziehen. „100 Missverständnisse über und unter Juden“ ist noch bis 4. Juni im Jüdischen Museum in der Dorotheergasse zu sehen.