Protestkundgebung nach dem Tod einer 22 jährigen Frau
APA/AFP/SAFIN HAMED
APA/AFP/SAFIN HAMED
02.10.2022, 12.30 Uhr, ORF 2

Proteste im Iran: Selbstbestimmung statt Kopftuchzwang

Proteste im Iran: Selbstbestimmung statt Kopftuchzwang | Berufen zum Dienst: Neue Diakone für katholische Kirche in Wien | Kampf gegen Dämonen: Mit Exorzismus gegen „Besessenheit“? | Woher der Hass? Über die Anatomie eines elementaren Gefühls

2.10.2022, 12.30 Uhr, ORF 2
4.10.2022, 8.55 Uhr, ORF III
8.10.2022, 11.30 Uhr, ARD ALPHA

Proteste im Iran: Selbstbestimmung statt Kopftuchzwang

„Frauen, Leben, Freiheit“, das ist dieser Tage – übersetzt – ein viel gehörter Protestruf im „islamischen Gottesstaat“ Iran: Frauen verbrennen öffentlich ihre Kopftücher. Zehntausende Menschen – Männer und Frauen – gehen auf die Straße. Angst, Wut, aber auch Hoffnung liegen in der Luft.

Anlass dieser jüngsten Aufstände war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini. Sie war von der iranischen Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihr Kopftuch nicht „ordnungsgemäß“ getragen haben soll.

Während ihrer Haft fiel sie ins Koma, drei Tage später war sie tot. Diese Nachricht hat nicht nur zahlreiche Menschen im Iran bewegt, sondern auch weltweit für Schlagzeilen und Solidaritätskundgebungen gesorgt.

„Diese Demonstrationen unterschieden sich grundlegend von den bisherigen – es ist die Revolution der Frauen“, so Mehri Molla Sheikhi, eine 58-jährige Kurdin, die vor vier Jahren nach Österreich geflüchtet ist. Nicht nur um den Protest gegen rigorose Kleidungsvorschriften – die es bereits seit 43 Jahren gibt – gehe es nun, vielmehr um Freiheit und Selbstbestimmung für alle Frauen im Iran.

Bericht: Gundi Lamprecht, Länge: 5 Minuten

Proteste im Iran

Im Iran gehen derzeit viele Frauen ohne Kopftuch auf die Straße, um für Freiheit zu demonstrieren. Begonnen hat die Welle des Protestes, weil eine junge Iranerin in Polizeigewahrsam gestorben ist. Das islamische Regime geht mit aller Härte gegen die Protestierenden vor.

Berufen zum Dienst: Neue Diakone für katholische Kirche in Wien

Fritz Horak und Oliver Meidl sind zwei von zwölf Männern, die am Samstag, dem 8. Oktober im Stephansdom zu Ständigen Diakonen geweiht werden. Beide haben Kinder, Horak ist verheiratet, Meidl verwitwet.

Sie haben eine mehrjährige Ausbildung hinter sich, den Dienst des Ständigen Diakons werden sie in ihren Pfarren ehrenamtlich ausüben. Ein römisch-katholischer Diakon arbeitet als Seelsorger mit, kann Begräbnisse leiten, Taufen vornehmen und etwa auch Eheberatungsgespräche führen.

In Österreich wurde der erste Ständige Diakon am 21. Dezember 1969 geweiht, nachdem im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils dieses Amt wieder eingeführt worden war.

Frauen ist dieses Amt verwehrt, umso lebendiger wird die Diskussion innerhalb der römisch-katholischen Kirche geführt, wie eine Blitzumfrage in den Pfarren „Cyrill und Method“ und „St. Nikolaus“ in der Erzdiözese Wien zeigt.

Bericht: Sandra Szabo, Länge: 7 Minuten

Neue Diakone für katholische Kirche in Wien

Diakone sind zwar keine Priester, können aber taufen, Ehevorbereitungsgespräche führen und Begräbnisse leiten. In der römisch-katholischen Kirche können auch verheiratete Männer zu „ständigen Diakonen“ geweiht werden. Immer wieder wird darüber diskutiert, ob es diese Möglichkeit auch für Frauen geben soll. Im Wiener Stephansdom werden kommenden Samstag zwei Männer zu Diakonen geweiht.

Kampf gegen Dämonen: Mit Exorzismus gegen „Besessenheit“?

Düstere Beschwörungsformeln hinter verschlossenen Türen, obszöne Schimpfworte und zuckende Leiber: Die neue Tatort-Produktion aus Österreich, „Das Tor zur Hölle", bringt die beiden Kommissare Bibi Fellner und Moritz Eisner, dargestellt von Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer, mit vermeintlich Besessenen und Exorzisten in Kontakt.

Das, was am kommenden Sonntagabend als Krimi-Unterhaltung im ORF gezeigt wird, gibt einen durchaus realistischen Einblick in Praktiken, wie sie in Teilen der römisch-katholischen Kirche über die Jahrhunderte gepflegt wurden und immer noch werden.

Ausgehend vom fünften Kapitel des Markusevangeliums, in dem erzählt wird, wie Jesus den „Besessenen von Gerasa“ von seinen Dämonen befreit, haben sich Rituale entwickelt, um Menschen von Besessenheit zu „heilen“.

Die traditionelle Lehre der Kirche spricht von der „Macht des Bösen“ und schreibt sie gefallenen Engeln zu, die als Dämonen und Teufel vom Menschen Besitz ergreifen wollen. Heute kann man viele Fälle von „Besessenheit“ medizinisch erklären und auch die römisch-katholische Kirche verpflichtet ihre exorzismuskundigen Priester, vor einem Exorzismus ärztlichen Rat einzuholen.

Ob man Geisterwelten bemühen muss oder Phänomene naturwissenschaftlich erklären kann, die Rituale der katholischen Kirche zeigen durchaus ihre therapeutische Wirkung, bestätigt Carlos Watzka, Historiker und Soziologe der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien, im Gespräch mit der „Orientierung“.

Psychotherapeut und Psychiater Reinhard Haller macht sich Gedanken zum Thema „Besessenheit“ und „das Böse im Menschen“ und die Religionswissenschafterin Nicole Bauer gewährt aufgrund aktueller Recherchen Einblicke in die Szene.

Bericht: Marcus Marschalek, Lilian Rabelhofer; Länge: 7 Minuten

Kampf gegen Dämonen

Die römisch-katholische Kirche bietet durch speziell ausgebildete Priester die sogenannten Teufelsaustreibungen an. Auch eine österreichische „Tatort“-Produktion beschäftigt sich mit diesem Thema. „Orientierung“ hat mit Experten über Exorzismus in Österreich gesprochen.

Woher der Hass? Über die Anatomie eines elementaren Gefühls

Unter dem Titel „Der Hass. Anatomie eines elementaren Gefühls“ befasste sich das 25. Philosophicum Lech heuer mit einem derzeit weithin beobachtbaren Phänomen: Hass gibt es scheinbar überall, in den sozialen Medien, im öffentlichen Diskurs, bei Querdenker-Demonstrationen, der jetzige Krieg in Europa erscheint als eine seiner Ausdrucksformen.

Doch steckt hinter mörderischen Postings, Umsturzphantasien und öffentlichen Pöbeleien wirklich immer Hass? Die vortragenden Historiker, Philosophen und Psychologinnen in Lech sind sich da nicht sicher. Zu komplex ist die Entstehung dieser Empfindung.

Die Abgrenzung zu anderen, manchmal durchaus konstruktiven aggressiven Gefühlen ist nicht immer eindeutig. Hass ist auch oft nur ein Etikett, das als Machtmittel eingesetzt wird, um mit Anderen und über das Fremde nicht diskutieren zu müssen.

Ein „Orientierung“-Team hat in Lech nachgefragt und beim Doyen des Philosophicums, Konrad Paul Liessmann, bei der Historikerin Barbara Zehnpfennig, der Psychoanalytikerin Jeannette Fischer und dem Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier pointierte Antworten gefunden.

Bericht: Peter Beringer, Länge: 8 Minuten

Woher der Hass?

Beim Philosophicum Lech ist in den vergangenen Tagen über die „Anatomie eines elementaren Gefühls“ debattiert worden. Wer hasst, will einer anderen Person schaden. Seit 25 Jahren wird in Lech über Themen gesprochen, die die Gesellschaft bewegen.

Moderation: Sandra Szabo
Sendungsverantwortung: Norbert Steidl