Prof. Dr. Hartmut Rosa – Soziologe und Politikwissenschaftler
ORF/METAFILM
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Di., 18.10.2022, 22:35 Uhr, ORF 2

„Leben mit der Ungewissheit“ und „Wenn der Rabbi lacht“

Was bedeutet es für Menschen, wenn nichts mehr sicher scheint? Welche Auswirkungen haben Ungewissheit und Handlungsohnmacht auf sie und welche Strategien gibt es, um hier erfolgreich gegenzusteuern?

Um 23.10 Uhr folgt mit „Wenn der Rabbi lacht“ eine amüsante Reise mit Paul Chaim Eisenberg durch das lebendige jüdische Wien.

„Leben mit der Ungewissheit“

„Ich hab keine Wahl – ich muss etwas tun“, erzählt die Grazerin Magdalena Rosina Prettenthaler. Der Maturantin sind die Themen Armut, Leid, Klimawandel und Zukunft ein wichtiges Anliegen. Sie spürt eine Ohnmacht, weil die Menschen an der Macht zu wenig dafür tun, die aktuellen Probleme zu lösen.

Sie selbst ist in der „Fridays for Future“-Bewegung in Graz aktiv und wird Business Economics studieren, damit sie etwas bewegen kann: „Dann tue ich einfach das, was ich machen kann. Ich hoffe darauf, dass es eine bessere Zukunft gibt. Dass wir alle den Teil tun, den wir tun können.“

Die Autorin und ehemalige Osteuropa-Korrespondentin Barbara Coudenhove-Kalergi engagiert sich für Flüchtlinge und Vertriebene. Sie hat einen persönlichen Bezug dazu, musste sie doch selbst als 13-Jährige zu Kriegsende in Europa nach Österreich flüchten. Die gebürtige Pragerin setzt sich auch mit anderen aktuellen Themen wie Alter und Tod auseinander.

Pfarrer Markus Madl leitet die Pfarre Graz-Graben. Mit 29 Jahren hat er einen schweren Autounfall und ist seither querschnittgelähmt. Sein Glaube gibt ihm in seinen schwächsten Momenten Kraft und Halt: „Da bin ich froh, dass ich aufs Kreuz schauen kann und dass da einer ist, der genau diese tiefste Form der Ohnmacht auch durchlebt und ausgehalten hat.

Da ist einer, der genau weiß, was Ohnmacht bedeutet und wie es mir geht, wenn ich mich ohnmächtig fühle.“ Seit 2007 leitet er seine eigene Pfarre, pflegt seine kranke Mutter und schaut mit Demut in die Zukunft.

Regisseurin Andrea Eder hat sich anhand dieser Lebensgeschichten und mit Fachleuten wie der Psychologin Brigitte Lueger-Schuster, dem Soziologen Hartmut Rosa und dem Neurowissenschafter Jürgen Sandkühler auf eine Spurensuche begeben, die erzählt, wie Menschen mit und in Krisen (über-)leben können und welche Strategien dabei unterstützen.

Ein Film von Andrea Eder

Paul Chaim Eisenberg (Oberrabbiner von Österreich / Ehemaliger Oberrabbiner der jüdischen Gemeinde Wien)
ORF/Tausend Rosen

„Wenn der Rabbi lacht“

Humor hat im Judentum einen fixen Stellenwert – egal ob es um Religion, die tragische Geschichte, Politik, Familie oder den ganz normalen Alltag geht: Die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, ist vor allem ein Zeichen für Offenheit und Toleranz. „Ich hab’ noch nie einen Fundamentalisten lachen sehen“, sagt Paul Chaim Eisenberg. Sein Motto: „Die Rabbiner müssen die Regeln kennen, der Oberrabbiner auch die Ausnahmen.“

Wer etwas über jüdischen Humor in Wien erfahren will, kommt an Paul Chaim Eisenberg, bis 2016 Oberrabbiner von Wien, nicht vorbei. Niemand erzählt Witze so wie er, niemand verkörpert eine so feinsinnige, kluge Heiterkeit und ist gleichzeitig eine zentrale Figur des österreichischen Judentums.

In der jüdischen Gemeinschaft kritisieren manche den umtriebigen Rabbiner als „Entertainer“. Für Eisenberg ist Humor aber nicht Selbstzweck, sondern vor allem eine Methode, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer/innen auf ernstere Anliegen zu lenken.

Eisenberg führt das Team um Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher für „kreuz und quer“ an ausgesuchte Orte, an denen er gemeinsam mit seinen Freundinnen und Freunden die Tiefen und Untiefen der jüdischen Heiterkeit erläutert. Der Oberrabbiner führt Regie auf dieser spontanen und sehr amüsanten Reise durch das lebendige jüdische Wien.

Ein Film von Thomas Grusch und Elisabeth Krimbacher