Friedhof der Namenlosen
ORF/BR/Rüdiger Kronthaler
ORF/BR/Rüdiger Kronthaler
Di, 20.02., 22.35 Uhr, ORF 2

„Namenlose tote Flüchtlinge – Ein griechischer Forensiker ermittelt“ und „Die Rattenlinie“

Aus Anlass des Internationalen Tages der sozialen Gerechtigkeit zeigt „kreuz und quer“ die neue Dokumentation „Namenlose tote Flüchtlinge – Ein griechischer Forensiker ermittelt“ von Angie Saltampasi und Rüdiger Kronthaler.

Di., 20.02.2022, 22:35 Uhr, ORF 2

„kreuz und quer“

Jeden Dienstag um 22.30 Uhr in ORF 2

Der Fluss Evros markiert nicht nur die Grenze zwischen Griechenland und der Türkei. Ein seit dem Jahr 2020 stetig erweiterter Grenzzaun entlang des Evros ist das Sinnbild für die Festung Europa: ein High-Tech-Grenzwall gegen die Flüchtlingsströme in die EU.

Doch trotz dieses fünf Meter hohen und 38 Kilometer langen Bauwerks aus Stahlstreben riskieren Tausende Menschen ihr Leben, um hier über den Fluss in die EU zu gelangen. Wie viele Menschen dabei sterben, ist unbekannt. Allein im Jahr 2022 waren es mehr als 60 Tote, die allein auf der griechischen Seite des Flusses gefunden wurden – ein negativer Rekord.

Pavlos Pavlidis ist Professor für Rechtsmedizin an der Universität in Alexandroupolis und Chronist der tödlichen Grenze. Wird ein Leichnam im Fluss oder in den dahinterliegenden Wäldern gefunden, kommt er zu Pavlidis auf den Obduktionstisch.

Er versucht nicht nur Todeszeitpunkt und Todesursache herauszufinden, sondern auch, wer dieser Mensch gewesen ist. Denn meistens haben die Toten der Grenze keine Papiere bei sich und sind schon nach mehreren Tagen im Wasser stark entstellt. Aber jeder dieser Menschen hat Eltern, Freunde, die auf ihn warten und für die die Ungewissheit über den Verbleib ihres Angehörigen unerträglich ist.

Viele in der Region wissen um die namenlosen Toten und schwanken zwischen Mitgefühl und Abneigung gegenüber Migranten. Pavlidis versucht unterdessen, am äußersten Rand der EU den Toten der Grenze ihre Identität zurückzugeben. Scheitert er, kommt der örtliche Bestatter und begräbt die unbekannten Toten auf dem Friedhof für Namenlose.

Die italienische Hafenstadt Genua war ein wichtiger Fluchtpunkt vieler NS-Größen aus dem besiegten Nazi-Deutschland.
ORF/Wega Film

„Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“

Die „kreuz und quer“-Dokumentation begibt sich auf die Spuren führender Nazi-Größen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs stand bei vielen dieser Nazis vor allem eine Region auf ihrem Fluchtplan: Südtirol. Ebenso wie Adolf Eichmann oder Martin Bormann wählten viele NS-Funktionäre den Weg über die Dolomiten. Es war die sogenannte „Rattenlinie“.

Unterstützung bekamen die Nazis auf der Flucht aus der Region: Hier eine kleine Diözese oder der Wirt eines Gasthofs am Grenzübergang, dort das Netzwerk des Vatikans oder ehemaliger Parteigenossen und alte Sympathisanten.

Südtirol war territorial und staatsrechtlich „Niemandsland“. Nur hier war es nach dem Krieg möglich, so ein engmaschiges Unterstützer-Netz zu knüpfen.

Ein Schwerpunkt der Dokumentation ist die Darstellung der Rolle katholischer Würdenträger bei der Fluchthilfe. Im damaligen Südtirol spielte der Kampf gegen den Kommunismus, die Fokussierung auf die nationale Frage und die Solidarität mit dem Deutschtum eine große Rolle.

In diesem Kontext müssen die damaligen Aktivitäten eingeordnet werden. Der Film greift dabei neue Forschungsergebnisse österreichischer Historiker/innen auf und begleitet die Urenkelin von Martin Bormann bei ihrer Spurensuche in der Durchgangsschleuse Südtirol.

Ein Film von Karin Duregger