Die Doku zeigt die Situation betroffener Paare und analysiert die Hintergründe der enormen Spannungen in der katholischen Weltkirche bei diesem Thema.
ORF/Metafilm 
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Di, 27.02., 22.35 Uhr, ORF 2

„Sündige Liebe?“ Über Homosexualität und Kirche und „Die Erfindung der Liebe“

In mehr als 60 Staaten wird Homosexualität strafrechtlich verfolgt. In einem Dutzend Länder weltweit droht sogar die Todesstrafe. Homophobie ist gesellschaftlich tief verankert. Auch in der katholischen Hierarchie, auch in Europa und den USA.

Di., 27.02.2022, 22:35 Uhr, ORF 2

„kreuz und quer“

Jeden Dienstag um 22.30 Uhr in ORF 2

Der Katechismus der katholischen Kirche hält fest: Homosexualität ist sündhaft. Das Urteil der Heiligen Schrift sei klar, eine Änderung der Lehre kaum möglich, meinen viele Theologen.

ORF 2 zeigt die Neuproduktion „Sündige Liebe? – Homosexualität und Kirche“ von Peter Beringer. Die anschließende „kreuz und quer“-Dokumentation „Die Erfindung der Liebe“ von Stefan Ludwig zeigt, wie unterschiedliche Religionen den Bund fürs Leben bestimmen und bestimmt haben. Und sie untersucht, wie es das Christentum mit der Ehe hält.

„Sündige Liebe? – Homosexualität und Kirche“

Am 18. Dezember 2023 veröffentlichen das Dikasterium für die Glaubenslehre in Rom und Papst Franziskus eine – scheinbar – bahnbrechende neue Erklärung. Homosexuelle und sogenannte „irreguläre“ Paare, also etwa wiederverheiratete Geschiedene, dürfen vom Priester gesegnet werden. Die Erklärung wird von vielen hierzulande als überfällige Liberalisierung aufgenommen.

Doch der Jubel verebbt rasch. In Afrika, in Asien, aber auch in konservativen Teilen der Kirche des Westens – etwa in den USA – gilt die Erklärung als skandalöser Abfall Roms vom Glauben. Rom reagiert und präzisiert im Jänner 2024: Die Segnungen sollen kurz und beiläufig ausfallen, die Verbindung selbst werde nicht gesegnet. Sexualität außerhalb der Ehe und Homosexualität bleiben Sünde. Dennoch scheint in den Dokumenten auch die pastorale Sorge um Homosexuelle und „Irreguläre“ durch – sie sollen sich durch den Segen in der Kirche willkommen und aufgehoben fühlen.

Ein unmöglicher Spagat, meinen viele Theologen und auch homosexuelle Paare, die sich der Kirche nahe fühlen. Die Sprache bleibe verletzend, eine wirkliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Sexualität finde nicht statt.

Papst Franziskus selbst ist schon in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires für die Homo-Zivilehe eingetreten. Nach vier Monaten im Amt verurteilt er ausdrücklich und medienwirksam die Diskriminierung von Homosexuellen: „Wenn jemand gay ist und guten Willen hat und den Herren sucht, wer bin ich, diese Person zu verurteilen?“ Worte, die den Kern seines pastoralen Denkens auf den Punkt bringen – gerade angesichts der Verfolgung Homosexueller in der Welt.

Die von Franziskus später einberufenen Bischofssynoden und die Weltsynode diskutieren auch darüber. Für eine Änderung der Lehre gibt es aber keine Mehrheit.

Die Dokumentation analysiert die Hintergründe der enormen Spannungen in der katholischen Weltkirche bei diesem Thema. Peter Beringer hat dazu Seelsorger, betroffene Paare und Theologen befragt. In der Praxis, so stellt sich heraus, ist die Kirche zumindest hierzulande der offiziellen Lehre weit voraus: Eheähnlicher Segen für homosexuelle Paare ist gang und gäbe, Homosexuelle arbeiten auf Gemeindeebene selbstverständlich mit.

Für andere homosexuelle Frauen und Männer ist trotzdem der Bruch mit der Kirche irreparabel: Zu lange habe die Kirche verabsäumt, die Gleichwertigkeit aller Menschen in den Köpfen zu verankern. Es gebe nach wie vor eine Weigerung, Erkenntnisse der Humanwissenschaften zu Sexualität, Partnerschaft und Liebe zur Kenntnis zu nehmen. 2000 Jahre Tabuisierung und Ablehnung von Homosexualität durch die christliche Sündenlehre – sie lassen sich nicht mit einem Federstrich des Vatikans aus der Welt schaffen.

Ein Film von Peter Beringer

Patrizia und René Mayer, Behindertenbetreuerin und Software-Tester im Ruderboot auf der Alten Donau
ORF/METAFILM

„Die Erfindung der Liebe“

Die Frau fürs Leben, der Mann fürs Leben – die Konjunktur der Partnervermittlungsagenturen reißt nicht ab. Doch dass zwei, die sich lieben, heiraten, ist überhaupt nicht selbstverständlich – es ist eine Erfindung der Moderne. Denn in der Geschichte überwiegen arrangierte Ehen und religiös-kulturell bestimmte Formen des Zusammenlebens von Mann und Frau.

Die Doku zeigt, wie unterschiedliche Religionen den Bund fürs Leben bestimmen und bestimmt haben. Und sie untersucht, wie es das Christentum mit der Ehe hält.

Ein Film von Stefan Ludwig