Der Historiker Michael Hesemann sucht nach Spuren des Grals im Felsenkloster San Juan de la Peña.
ORF/ZDF/Jörg Rambaum
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DI, 26.03.2024, 22:35 Uhr

„Die Suche nach dem echten heiligen Gral“ und „Padre Pio und die Wundmale – Porträt eines umstrittenen Heiligen“

Die Suche nach dem Heiligen Gral gehört zu den größten Mythen des Christentums.

Di., 26.03.2024, 22:35 Uhr, ORF 2

„kreuz und quer“

Jeden Dienstag um 22.30 Uhr in ORF 2

Die Suche nach dem echten heiligen Gral

Bei diesem rätselhaften Gegenstand soll es sich um den Kelch handeln, aus dem Jesus und seine Jünger beim Letzten Abendmahl getrunken haben. Wer ihn besitzt, so heißt es, besiegt seine Feinde, kann Tote erwecken und wird unsterblich.

Doch niemand weiß, wie dieses machtvolle Mysterium aussieht oder gar, wo es sich befindet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler folgen der Spur des Grals nach Israel, Spanien und Frankreich.

Padre Pio und die Wundmale – Porträt eines umstrittenen Heiligen

Der Kapuzinerpater, der mit bürgerlichem Namen Francesco Forgione hieß, trug die Stigmata, die Wundmale Christi, am eigenen Leib. Im September 1918, so lautet die Überlieferung, habe Pio die Wundmale empfangen, die er bis zu seinem Tod trug.

Vielen gilt er schon zu Lebzeiten als charismatischer und wundertätiger Mann: Er habe die Gabe, den Menschen in die Seele zu blicken, sagen Gläubige, nachdem sie bei Pio gebeichtet hatten.

Sein Gebet habe die Kraft, Menschen von Krankheiten zu heilen, und er könne sich an zwei Orten gleichzeitig aufhalten – solche Kunde verbreitet sich rasch.

Padre Pio in Menschenmenge (in den 1950er Jahren).
ORF/Padre Pio TV

Doch ebenso rasch treten auch Kritiker auf den Plan. Der Vatikan verbietet Pio zeitweise das öffentliche Auftreten, es gibt auch Zweifel an der Echtheit der Stigmata. So lässt der Vatikan strenge Untersuchungen an Padre Pio durchführen.

Agostino Gemelli fährt im Auftrag des Papstes nach San Giovanni Rotondo, wo Padre Pio im Kapuzinerkloster lebt. Das Urteil des Franziskanerpaters Gemelli, der selbst Arzt und Psychologe ist, fällt vernichtend aus. Unter anderem verurteilt er eine Atmosphäre der Suggestion, die den Pater umgibt.

Die Wunden führt Gemelli auf die Verwendung einer ätzenden Substanz zurück. Mindestens bis Johannes XXIII. bleiben auch die Päpste distanziert. Doch das Volk lässt sich nicht beirren und zieht in Scharen nach San Giovanni Rotondo.

Tausende Briefe mit Bitten um Gebet und Heilung erhält Pio jede Woche. Seine Mitbrüder arbeiten die riesigen Postsäcke ab und erledigen die Korrespondenz. Nur auf die wichtigsten aussortierten Briefe antwortet Pio selbst.

Unter Papst Johannes Paul II., der zehn Jahre nach dem Tod Pios auf den Stuhl Petri gewählt wird, ändert sich die vatikanische Haltung zum Volksheiligen aus dem Süden.

Das hat auch einen persönlichen Hintergrund: Als junger Priester hatte Karol Wojtyla den Kapuziner zur Beichte aufgesucht. Pio habe ihm damals Papstwahl und Attentat vorausgesagt. Im Konklave 1978 und nach dem Papstattentat 1981 konnte Johannes Paul II. dies nur als klare Prophetien verstehen.

Er sprach Pio von Pietrelcina 1999 selig und 2002 heilig. Somit hatte die Verehrung durch das Volk auch ihren offiziellen kirchlichen Segen. Bis heute ist Padre Pio in Italien ungemein beliebt und allgegenwärtig – mehr noch als der populäre Franz von Assisi, der ebenfalls die Wundmale Christi getragen hatte und nach dem sich der gegenwärtige Papst benannt hat.

ORF-Regisseurin Cornelia Vospernik zeichnet in ihrer Doku ein differenziertes Bild des schillernden Ordensmannes, der vor allem in der emotionalen süditalienischen Volksfrömmigkeit enorme Resonanz gefunden hat.