Ein katholischer Priester hält Brot und Wein in den Händen, die nach katholischem Verständnis in den Leib und das Blut Christi gewandelt werden.
Reuters/Rupak de Chowdhuri
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Christentum

Abendmahl (Kommunion, Eucharistie)

Beim christlichen Abendmahl handelt es sich um eine religiöse Mahlfeier, die in Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gefeiert wird. Diese Praxis der gemeinsamen Mahlfeier ist schon in der frühchristlichen Bewegung ein wesentlicher Ritus des Gemeindelebens, dem seither eine identitätsstiftende Funktion zukommt.

Abendmahl

Das Abendmahl ist in der römisch-katholische Kirche sowie in den evangelischen Kirchen und den orthodoxen Kirchen ein Sakrament. Es ist ein wesentlicher Inhalt christlicher Theologie und ein zentraler christlicher Ritus. Mit dem Abendmahlsverständnis hängen andere theologische Konzepte zusammen, unter anderem Kirchenverständnis, Taufverständnis, Sündenverständnis, und die Deutung der Sakramente.

Innerhalb des Christentums gibt es dennoch nicht nur ein Abendmahlsverständnis, sondern nach wie vor verschiedene: Das spezifische Verständnis des Abendmahles wird also zum Unterscheidungsmerkmal zwischen der römisch-katholischen Kirche, den orthodoxen Kirchen und den evangelischen Kirchen. Insbesondere in den evangelischen Kirchen führten die verschiedenen Positionen rund um das Abendmahl in der Reformation zur endgültigen Trennung der lutherischen und reformierten Kirchen. Das Abendmahl ist ein wichtiger Bestandteil eines christlichen Gottesdienstes, es gibt jedoch auch Gottesdienste, in denen das Abendmahl nicht notwendigerweise Teil der Zeremonie ist, wie etwa Wortgottesdiensten oder Gottesdiensten zu bestimmten Anlässen wie Beerdigungen oder Taufen.

Bei der religiösen Praxis der Abendmahlsfeier, wie sie im heutigen Gottesdienst gefeiert wird, nehmen Gläubige – je nach christlicher Konfession – Brot und Wein zu sich. Das Brot und der Wein stehen dabei für den Leib und das Blut von Jesus Christus, also für seine Selbsthingabe für die Menschen am Kreuz. Durch die Teilnahme am Abendmahl wird die gläubige Christin und der gläubige Christ theologisch gesehen Teil der Gemeinschaft Jesu Christi und dem von ihm bewirkten Heil. Dennoch: Der Moment in der christlichen Abendmahlspraxis, in dem das Brot gegessen und der Wein getrunken wird, wird theologisch unterschiedlich gedeutet.

Historisch ist aus heutiger Perspektive ausschließlich gesichert, dass es den Ritus der Mahlfeier bereits im frühen Christentum gegeben hat, die Bedeutung für seine Teilnehmenden sowie die konkrete Praxis waren bereits in der Generation der ersten Christinnen und Christen vielfältig. Die gängige Bezeichnung für die Abendmahlsfeier in der römisch-katholischen Kirche ist die griechische Bezeichnung „Eucharistie“, ein Begriff, der übersetzt „Dank“ oder „Dankopfer“ bedeutet. Diese Bezeichnung für das Abendmahlsgeschehen findet sich bereits in der christlichen Antike wieder.

Heilige Messe

Grundsätzlich setzt sich eine römisch-katholische Messe, in der die Eucharistie gefeiert wird, aus Eröffnung, Wortgottesdienst, Eucharistie und Schlussritus/Abschluss zusammen. Der Begriff „Eucharistiefeier“ hat eine Doppelbedeutung, einerseits wird damit die ganze Messe verstanden, andererseits aber auch der eigentliche eucharistische Teil, also von der Gabenvorbereitung an bis zur Kommunion. Die Eucharistie ist also ein zentrales Element der römisch-katholischen Liturgie, da in ihr Jesus Christus real präsent ist. Ein Teil der Eucharistie ist auch die „Kommunion“, welche jenen Teil der Eucharistiefeier bildet, bei dem traditionell das Brot gebrochen, ausgeteilt und verspeist wird. Nach römisch-katholischem Verständnis ist die Eucharistie eine unblutige Vergegenwärtigung des Opfertodes Jesu Christi am Kreuz. Sie bezieht sich damit auf das sogenannte „Osterereignis“, also die Hinrichtung von Jesus Christus am Kreuz und seine Auferstehung, wie es in den Evangelien berichtet wird.

Die Eucharistie und ihre spezifische Deutung beruhen auf der „Transsubstantiationslehre“, worunter die Wandlung des Wesens von Wein und Brot in das Blut und den Leib von Jesus Christus verstanden wird. Damit ist gemeint, dass „das äußere“ also die äußeren Eigentschaften, gleich bleiben, aber das „innere“, das Wesen, sich wandelt. Dieser Wandlungsvorgang geschieht während des Hochgebetes. In der sogenannten Epiklese ruf der Priester stellvertretend für die Gemeinde den Heilige Geist für die Wandlung herab. Brot und Wein bleiben auch nach der Messe „gewandelt“. Deshalb werden die übrig gebliebenen konsekrierten („geweihten“) Hostien nach der Messe im „Tabernakel“, einem eigenen Schrein, aufbewahrt.

Die deutsche Bezeichnung „Abendmahl“ geht auf Martin Luthers Bibelübersetzung aus dem 16. Jahrhundert zurück, sie ist in dieser Form nicht in den frühchristlichen Quellen zu finden und zumeist im evangelischen Bereich anzutreffen. Sie verweist auf die biblische Erzählung des „letzten Mahls“ Jesu Christi mit seinen Jüngern vor seinem Kreuzestod, die in Mk 14,17, Mt 26,20f, 1 Kor 11,23, Lk 22,14 und Joh 13,2 zu finden ist und sich laut biblischer Schilderung abends beziehungsweise nachts zutrug.

Die sogenannten Deutungsworte finden sich in 1 Kor 11,23-25:

11,23; Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch weitergeben habe: Der Herr, Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,

11,24; dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib für euch; das tut zu meinem Gedächtnis.

11,25; Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.

(nach der Übersetzung Martin Luthers)

Abendmahlsverständnis in den lutherischen und reformierten Kirchen

Innerhalb der evangelischen Kirchen führte bereits im
16. Jahrhundert das Abendmahlsverständnis zwischen Martin Luther und Ulrich Zwingli zu einem zentralen Konflikt zwischen den jungen Reformatoren. In der evangelisch-lutherischen Kirche hat sich Martin Luthers Abendmahlsverständnis durchgesetzt, er spricht im Zusammenhang vom Abendmahl von der Realpräsenz des Leibes Jesu Christi. Damit ist gemeint, dass während der Praxis der Abendmahlsfeier im Gottesdienst im Moment der Einnahme des Brotes und des Trinkens des Weines Jesu Leib real präsent ist.

In der reformierten Tradition hingegen setzte sich in Anlehnung an die Lehre von Ulrich Zwingli und Johannes Calvin die Auffassung einer Gedächtnispräsenz Jesu Christi während des Abendmahls durch. Damit ist wiederum gemeint, dass das Abendmahl eine reine Gedächtnisfeier an den Tod am Kreuz und die Auferstehung Jesu Christi ist.

Seit der Leuenberger Konkordie von 1973 gilt der Konflikt rund um die verschiedenen Auffassungen des Abendmahlsverständnisses offiziell als beigelegt.

Eucharistieverständnis in den orthodoxen Kirchen

In den orthodoxen Kirchen bildet der Gottesdienst den Kern orthodoxen Glaubenslebens, die Eucharistie steht dabei im Mittelpunkt. Das Eucharistieverständnis hängt dabei mit ihrem Selbst- und Heilsverständnis zusammen, das von den Traditionen der Kirchen des Westens abweicht. Durch die Liturgie, die Sakramente (Mysterien) sowie durch Heiligenverehrung vollzieht sich die Heilsvermittlung. Die Eucharistie wird auch als „Liturgie“ bezeichnet, unter diesem Begriff wird also zweierlei verstanden, sowohl die Sakramente der Eucharistie als auch der gesamte Gottesdienst.

Auch die orthodoxen Kirchen gehen von einer Realpräsenz Jesu Christi in Brot und Wein aus. Für Gläubige ist die Teilnahme an der Liturgie also Voraussetzung, um am göttlichen Leben, am Heil und an einem neuen Sein in Christus Anteil zu haben. Nach orthodoxem Verständnis ist die Eucharistie Heilsmittel zum ewigen Leben, da Jesus Christus dem Menschen und der Welt das unsterbliche Leben überbracht hat.

Übersichtsartikel zum Christentum

Siehe dazu auch im ORF-Religionslexikon: