Lebenskunst – Begegnungen am Feiertag 8.12.2020

Ein himmlisches Versicherungspaket

Die 14 Nothelfer/innen | Das jüdische Lichterfest Chanukka | Der buddhistische Mönch, Schriftsteller und Lyriker Thich Nhat Hanh | Bibelessay von Mirja Kutzer

Ein himmlisches Versicherungspaket – Die 14 Nothelfer/innen und mehr

Sie versprechen 14 Mal Hilfe in der Not: Für jede missliche Lage, für jedes Problem, für jede (Corona-)Krise findet sich eine oder einer. Die christliche Tradition kennt 14 hochspezialisierte „Nothelfer“ und „Nothelferinnen“ für die unterschiedlichsten Situationen, von Achatius bis Vitus, allesamt Heldinnen und Heilige aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert.

Lebenskunst
Dienstag, 8.12.2020, 7.05 Uhr, Ö1

Bekannte wie die Heilige Barbara haben im Advent ihre Gedenktage, in dem Fall am 4. Dezember. Doch auch an Maria, die jüdische Frau aus Nazareth und Mutter des Jesus, wenden sich manche gläubige Menschen gern, wenn sie in Not sind. Sie gehört zur Reihe der großen Erwählten in der katholischen Kirche: Am 8. Dezember wird ihrer Erwählung gedacht, wenn ihre Empfängnis im Leib ihrer Mutter Anna gefeiert wird. Kerstin Tretina begibt sich an dem ihr gewidmeten Feiertag auf die Spuren unterschiedlichster Perspektiven einer Hilfe „von oben“.

Gar nicht so anders als Weihnachten? – Gedanken zum jüdischen Lichterfest Chanukka

Sie ist 26 Jahre alt, Österreicherin, in Wien aufgewachsen und sie feiert mitunter noch mehr Feste als üblicherweise die Mehrheit der Menschen hierzulande: Avia Seeliger. Derzeit steht Chanukka an, das jüdische Lichterfest, das gemäß dem jüdischen Mondkalender immer in die Lichterzeit von Advent oder Weihnachten fällt. Diesmal beginnt Chanukka, übersetzt Tempelweihfest, am Abend des 10. Dezember und dauert bis zum 18. Dabei erinnern sich Jüdinnen und Juden weltweit an ein Wunder vor fast 2.200 Jahren, als der Tempel von Jerusalem zurückerobert und neu eingeweiht werden konnte.

Die studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaftlerin Avia Seeliger, die auch immer wieder bei Radio und Fernsehen arbeitet, denkt zurück an ihre Kindheit, als auf Initiative ihrer Eltern und engagierter Lehrerinnen die Weihnachtsfeier in der Schule um eine Chanukka-Ecke erweitert wurde. So konnte sie allen erzählen, was ihre Familie da so macht: „Essen, Geschenke verteilen und noch mehr essen. Also doch gar nicht so anders als Weihnachten? Oder vielleicht auch gar nicht so anders wegen Weihnachten? Nur feiern wir eben ohne Weihnachtsbaum oder das Christkind. Dafür mit einem Kerzenleuchter, dessen Kerzen acht Tage lang – jeden Tag eine mehr – angezündet werden.“ Begleitet von Chanukkamusik ihrer Generation erzählt Avia Seeliger auch von den Kreiseln oder Dreideln, die so mancher und manchem die Augen öffnen können für große und kleine Wunder.

Vater der Achtsamkeit und stiller Erneuerer – Der buddhistische Mönch, Schriftsteller und Lyriker Thich Nhat Hanh

Der 8. Dezember ist freilich nicht nur ein katholischer Feiertag, sondern auch ein buddhistischer. Der sogenannte Erleuchtungstag oder Bodhi-Tag erinnert an die Erleuchtung des als Buddha verehrten Siddharta Gautama unter dem „Bodhi-Baum“, dem „Baum des Erwachens“ im heutigen indischen Bundesstaat Bihar.

Nach Buddha selbst – und nach dem Dalai Lama – ist er der vielleicht bekannteste Buddhist: der vietnamesische Mönch, Schriftsteller und Lyriker Thich Nhat Hanh, der Begründer des sogenannten Engagierten oder Angewandten Buddhismus und Vater der Achtsamkeit, wie er oft genannt wird. Heute blickt er auf ein bewegtes Leben zurück. Mit seinem Einsatz für den Frieden in seinem Heimatland in den 1960er Jahren wurde er zur Lichtgestalt für spirituell aufgeschlossene Hippies und für Friedensbewegungen weltweit – und zur persona non grata für die politischen Verantwortlichen in Vietnam.

Fast vier Jahrzehnte musste er im Exil in Europa leben, insbesondere in Frankreich. Dort hat er auch in der Nähe von Bordeaux das Praxiszentrum „Plum Village“ etabliert. Seine buddhistische Praxis verbindet spirituelle Übung mit sozialem und politischem Engagement. Mittlerweile ist der 94-Jährige schwer erkrankt und soll, wie es heißt, dieses Leben bald verlassen. Kerstin Tretina über einen stillen Erneuerer und Übersetzer buddhistischer Lehren ins Heute.

Zwischen Hingabe und Selbstbehauptung – Bibelessay zu Lukas 1,26–38

Auch wenn es am katholischen Feiertag „Mariä Empfängnis“ oder „Erwählung Mariens“ um die Empfängnis der Maria von Nazareth im Schoß ihrer Mutter geht, also um ihre Erwählung von der allerersten Sekunde ihres Lebens an, steht das „Ave Maria“ auf dem Leseplan der katholischen Kirche: Der Text aus dem Lukasevangelium erzählt von der Empfängnis ihres Sohnes Jesus. Mirja Kutzer, Professorin für Systematische Theologie am Institut für Katholische Theologie der Universität Kassel, blickt in ihrem Essay zu besagter Bibelstelle auf eine aktive, auf eine dynamische Maria aus Nazareth, als diese erfährt, dass sie mit Jesus schwanger ist. Sie hat nicht sofort JA gesagt. Und mag sein, dass ein Engel vor ihr gekniet ist und sie gebeten hat, sich dem Wirken Gottes zu öffnen.

Bibelessay zu Lukas 1,26–38

Moderation: Brigitte Krautgartner
Redaktion: Doris Appel