Donnerstag, 7.12.2023, Elke Aigner

Menschenrechte sind unteilbar

Zum 75. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Menschenrechte sind individuelle Rechte und gelten für jeden und jede von uns.

Sie sind unteilbar. Sie kommen jeder Person zu, jederzeit und immer – auch und besonders im Krieg und in kriegerischen Auseinandersetzungen.

Ein Krieg verführt dazu, einseitig Position zu beziehen, nämlich eine Seite als „gut“ und die andere als „böse“ zu erachten. Alles, was die eine Seite tut, wird gebilligt, der Feind hingegen dämonisiert. „Die anderen“ sind dann keine Menschen mehr, sondern werden zu „Unmenschen“.

Elke Aigner
ist Geschäftsführerin des Vereins SOS-Menschenrechte Österreich

Unrecht rächen?

Die Menschenrechte verbieten eine solche Rhetorik. Denn selbst jene, die Menschenrechte verletzen oder verletzt haben, bleiben Menschen und besitzen Rechte. Das bedeutet natürlich nicht, dass ihre Verbrechen nicht geahndet werden sollten, aber auch ein vermeintlicher Mörder hat ein Recht auf angemessene Verteidigung.

Aber was bedeuten die Menschenrechte aktuell – angesichts des Terrors und der Kriege, die wir nun auch wieder in Europa und im Nahen Osten erleben? Die Warte der Menschenrechte ist radikal und politisch unbequem. Auf abscheuliche Taten mit Empörung, Wut und Hass zu reagieren, ist menschlich und von daher verständlich: Wer kennt nicht den Impuls zurückzuschlagen und ein Unrecht zu rächen?

Aber aus Rache zu handeln, verleitet vielleicht manchmal dazu, die Verletzung von Menschenrechten nicht wahrzunehmen, die im Namen des eigenen Standpunkts begangen werden. Immer und überall auf der Welt.