Praxis – Religion und Gesellschaft 10.01.2024

Homosexuelle Segnungen: Vatikan rudert zurück

Zehn Sekunden Segen | Berufsinfomat des AMS | Interview mit Tuvia Tenenbom | 50 Jahre GEKE

Zehn Sekunden Segen für homosexuelle Paare

Mitte Dezember hatte der Vatikan eine Grundsatzerklärung zur Segnung gleichgeschlechtlicher oder unverheirateter Paare veröffentlicht. Es würden keine weiteren Erklärungen folgen, steht darin.

Praxis
Mittwoch, 10.1.2024, 16.05 Uhr, Ö1

Dennoch wurde nun eine Präzisierung nachgereicht: Die Segnung dürfe nicht vor dem Altar stattfinden, maximal 10-15 Sekunden dauern und sei nicht als Bestätigung bzw. Absolution für diese Lebensweise in „irregulären Beziehungen“ zu verstehen. Der katholische Pastoraltheologe Johann Pock sieht in den neuen vatikanischen Handlungsanweisungen nicht die versprochene „Ausdrucksform pastoraler Nähe“. Beugt sich der Vatikan damit den konservativen Kräften in der Kirche, denen sogar dieser kleine Schritt viel zu weit gegangen ist? – Gestaltung: Konstantin Obermayr

Berufsinfomat des AMS: Kritik wegen Gender Bias

Mit dem Slogan „Finden Sie Ihren Traumberuf“ wirbt das österreichische Arbeitsmarktservice (AMS) für sein vergangene Woche online gegangenes neues Tool „Berufsinfomat“. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, auf Basis von ChatGPT, können sich Interessierte Fragen zu Berufsbildern, Aus- und Weiterbildungen sowie Gehaltsniveaus beantworten lassen. Wer realistischerweise von welchem Traumberuf träumen sollte, bzw. wem welche Ausbildung empfohlen wird, divergiert allerdings je nach Geschlecht. Einem 18-jährigen Mann mit ausgezeichnetem Schulerfolg rät der Bot zu einem Beruf im Bereich Informatik. Einer 18-jährigen Frau mit ausgezeichnetem Schulerfolg u.a. zu Gender Studies oder einem Job im Gastgewerbe. Alexandra Mantler spricht mit der deutschen Philosophin und Theologin Anna Puzio, die zu Technikanthropologie und Technikethik an der Universität Twente in den Niederlanden lehrt. Kann man KI die Gender Bias abtrainieren? Sollte man das überhaupt?

Tuvia Tenenbom: Gott spricht Jiddisch

„Gott spricht Jiddisch – mein Jahr unter Ultraorthodoxen“ heißt das neue Buch des Spiegel-Bestsellerautors Tuvia Tenenbom. Ein Jahr lang ist der heute 66-jährige in die Welt der Charedim – der Gottesfürchtigen – eingetaucht. Er ist in Mea Shearim aufgewachsen, dem ultra-orthodoxen Viertel in Jerusalem, in einer strenggläubigen Familie. Mit 17 hat er die „Stadt der 100 Tore“, wie Mea Shearim übersetzt heißt, mit all ihren Verboten und Vorschriften, verlassen, um in New York und Hamburg zu leben. Nun wollte Tuvia Tenenbom wissen, wie sich die Welt in seiner früheren Heimat verändert hat und ist für mehrere Monate zurückgekehrt, hat mit angesehenen Rabbinern gesprochen, wurde von Familien eingeladen, hat getanzt, gebetet und mit ihnen gesungen. Er zeichnet eine Welt, die vielschichtiger und offener ist als man denkt. Was fröhlich begonnen hat, endete in Trauer: Tuvia Tenenbom war auch am 7. Oktober in Mea Shearim, am Tag des folgenschweren Angriffs der Terrororganisation Hamas auf Israel und hat den Terror miterlebt. Gundi Lamprecht hat den Autor in Wien getroffen.

Weltweit evangelisch

Rund 50 Millionen Gläubige aus unterschiedlichsten protestantischen Kirchen gehören der GEKE, dem Dachverband der evangelischen Kirchen in Europa an. Gegründet wurde die GEKE 1973, seither ist sie ständig gewachsen. Als jüngstes Mitglied wurde im Vorjahr eine in der Ukraine ansässige protestantische Kirche aufgenommen. Brigitte Krautgartner hat mit evangelischen Kirchenvertreterinnen und -vertretern aus Georgien und dem südlichen Kaukasus, aus Portugal und Finnland darüber gesprochen, wie vielfältig sich heute – 50 Jahre nach Gründung der GEKE – evangelisches Leben in Europa darstellt.

Moderation: Alexandra Mantler