Obdachlosen-Stellen Pfarrer Wolfgang Pucher im Waschraum des "VinziDorf" in Graz

APA/EVA MOLITSCHNIG

Gemma ham!

„Gemma ham“ - das konnten viele obdachlose Männer seit langem erst wieder sagen, als sie im VinziDorf Graz-St. Leonhard Heimat und Gemeinschaft im Container-Dorf gefunden hatten.

„Gemma ham“ - diese Worte haben für die Bewohner des VinziDorfes noch eine andere Bedeutung. Diese Worte führen auf dem Friedhof der Pfarre Graz-St. Leonhard nämlich in jenen Bereich, in dem sie einmal begraben sein werden - Freunde von ihnen schon jetzt begraben sind – oder eben – wie erst kürzlich – einer von ihnen begraben wird. Die ganze VinziDorf-Gemeinschaft ist dabei, wenn einer von ihnen begraben wird. „Das VinziDorf ist mehr als nur ein Zuhause für eine gewisse Zeit“, sagt Manfred Rupp, Leiter des VinziDorfs. „Es ist ein Zuhause über das Lebensende hinaus.“

Während die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern in Österreich bei 78 Jahren liegt, ist sie bei den Bewohnern des VinziDorfs um vieles geringer. Rund 20 Jahre früher sterben die Männer, die alle an Alkoholsucht leiden. Der Alkohol hinterlässt nicht nur körperliche Spuren. Meist gehen auch die sozialen Kontakte nach und nach verloren. Im VinziDorf werden die Männer aufgefangen – können so etwas wie Gemeinschaft erleben.

Der Tod ist im Vinzidorf allgegenwärtig. Und dennoch ist das Sterben für die Bewohner oft kein Thema, weil schon das alltägliche Leben Herausforderung genug ist. Wenn aber einer der Bewohner stirbt, fordern der Tod und auch die Trauer ganz offensiv ihren Platz ein. Dann werden Fragen nach Gott, dem Himmel, dem Danach laut.

Das Vinzi-Dorf im Grazer Stadtteil St. Leonhard wurde 1993 vom Lazaristenpriester und Pfarrer von Eggenberg-St. Vinzenz, Josef Pucher, ins Leben gerufen. Es ist nur für männliche Obdachlose vorgesehen und ist seit 1993 jeden Tag geöffnet.

Ein Film von Ursula Unterberger
Redaktion: Barbara Krenn