Oscar Romero

ORF/German United

Tod am Altar – Bischof Kräutler über Erzbischof Romero

In seiner letzten Predigt in der Kathedrale von San Salvador hatte Oscar Arnulfo Romero die Soldaten zur Befehlsverweigerung aufgefordert und dazu, dem Foltern und Morden ein Ende zu setzen. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ wurde jedoch zu seinem eigenen Todesurteil.

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FeierAbend, Pfingstsonntag, 04.06.2017, 19.52 Uhr, ORF 2

Am nächsten Tag, am 24. März 1980 wurde Erzbischof Oscar Arnulfo Romero während eines Gottesdienstes erschossen.

Oscar Arnulfo Romero wurde 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt. Bei seiner Ernennung galt er noch als Freund der reichen Oberschicht und der etablierten Ordnung. Doch das änderte sich schon bald nach seiner Ernennung zum Erzbischof.

Aufgrund der sozialen Ungerechtigkeiten im Land, der Ausbeutung der Bevölkerung und der immer größer werdende Gewalt trat Oscar Romero immer offensiver ein für sein Volk. Er stellte sich dezidiert in Opposition zur damaligen Militärdiktatur und galt für die Machthaber schon bald als Subversiver, der gefährlich schien und „eliminiert“ werden musste.

Den Auftrag zum Mord des Erzbischofs gab Roberto D’Abuisson. Er galt als wichtigster Handlanger der Großgrundbesitzer und Koordinator der Todesschwadronen, die mehrere Tausende Menschen, die sich gegen das Regime stellten, umgebracht haben.

„Romero wurde erschossen, weil er sich eingesetzt hat für seine Mitmenschen, für sein Volk.“, sagt der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler. Wie Oscar Romero steht auch Erwin Kräutler auf einer Todesliste, weil er sich seit Jahrzehnten für die Rechte der indigenen Bevölkerung und gegen die Zerstörung des Amazonasgebiets einsetzt.

Dieses Engagement aus einem christlichen Glauben heraus, verbindet Oscar Arnulfo Romero und Bischof Erwin Kräutler: „Wenn ich die frohe Botschaft verkünde, muss ich auch den Mut haben, Systeme und Strukturen anzuprangern, die gegen diese frohe Botschaft sind!“, ist Kräutler zutiefst überzeugt.

Die offizielle Kirche tat sich lange schwer mit dem Engagement von Oscar Arnulfo Romero. Als Vertreter der Befreiungstheologie wurde ihm von Seiten des Vatikan immer unterstellt, kommunistisch zu agieren. Der Seligsprechungsprozess zog sich nicht zuletzt deshalb so in die Länge, weil die Frage, ob Romero tatsächlich wegen seines Glaubens oder nicht doch für ein politisches Anliegen gestorben sei, kontrovers diskutiert wurde.

Für Papst Franziskus, den Pontifex aus Argentinien, der schon jetzt als „Papst der Armen“ in die Geschichte eingegangen ist, steht freilich außer Zweifel, dass Oscar Romero aus seinem christlichen Glauben heraus für sein Volk eingetreten ist und deshalb erschossen wurde. Am 23. Mai spricht er den Erzbischof aus El Salvador daher selig.

Gestaltung und Redaktion: Barbara Krenn