Praxis – Religion und Gesellschaft 22.11.2023

Imame ohne Moscheen

Imame-Ausbildung | Christenverfolgung | Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler | Christliche Sexualmoral

Imame-Ausbildung in der Krise

Es gibt mehr als 220 hauptamtliche Imame in Österreich. Und kein einziger davon hat seine theologische Ausbildung in Österreich abgeschlossen. Mit dem Islamgesetz von 2015 wollte die damalige rot-schwarze Regierung unter Integrationsminister Sebastian Kurz mittels in Österreich ausgebildeter Imame eine gesetzliche Grundlage für einen „Islam österreichischer Prägung“ schaffen.

Praxis
Mittwoch, 22.11.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Ein islamisch-theologisches Studium wurde eigens eingerichtet. Eine Nachfrage bei der IGGÖ zeigt allerdings: Bis heute predigt kein einziger Absolvent eines österreichischen islamischen Universitätsstudiums als hauptamtlicher Imam. Die Absolventen drängen eher in andere Berufsfelder und viele Moscheegemeinden ziehen nach wie vor Imame vor, die ihre Ausbildung im Ausland absolviert haben. Islamwissenschaftler Rüdiger Lohlker erklärt das Islamgesetz in diesem Punkt für gescheitert. – Gestaltung: Lisa Ganglbaur

Pakistan: Verfolgte Christinnen und Christen

In rund 50 Ländern dieser Welt – von Nordkorea über Afghanistan bis nach Somalia – stellen Christinnen und Christen eine diskriminierte und verfolgte Gruppe dar. Am 15. November hat das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ mit dem „Red Wednesday“, an dem in vielen Ländern Kirchen und öffentliche Gebäude rot angestrahlt worden sind, daran erinnert. In Pakistan etwa hat im August ein muslimischer Mob christliche Kirchen und Häuser niedergebrannt, wegen angeblicher Koranschändung. Zwei Christen wurden verhaftet. Im zweitgrößten muslimischen Land der Welt können selbst unbewiesene Anschuldigungen der Beleidigung des Islam zu Mord durch Bürgerwehren führen. Der schwerwiegende Vorwurf der Blasphemie trifft auch Musliminnen und Muslime. Oft wird die Bezichtigung als Vorwand benutzt, um jemandem zu schaden oder gar von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Ein Lokalaugenschein aus Pakistan.

Tödtling-Musenbichler erste Caritas-Präsidentin

Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin der Caritas der Diözese Graz-Seckau, folgt Michael Landau als Caritas-Präsidentin nach. Erstmals in der Geschichte der Caritas wird damit eine Frau Präsidentin der Caritas Österreich. Landau hatte am Samstag bekanntgegeben, für das Amt nicht mehr kandidieren zu wollen. Seiner Funktion als Präsident der Caritas Europa wird er sich weiterhin widmen. Tödtling-Musenbichler hatte schon als Gymnasiastin ein Lernprojekt für benachteiligte Schülerinnen und Schüler ins Leben gerufen: ein Erfolgsprojekt, das seither auf 68 Caritas-Lerncafés österreichweit angewachsen ist. – Gestaltung: Alexandra Mantler

Ethiker Martin Lintner über christliche Sexualmoral

Der südtiroler Moraltheologe Martin Lintner forscht seit vielen Jahren zur Sexualmoral der katholischen Kirche und zieht damit immer wieder den Ärger sehr konservativer Kreise in der katholischen Kirche auf sich, bis hin zu Anzeigen bei der römischen Kurie. Doch, so Lintner, immerhin werde innerhalb der katholischen Kirche nun über den Umgang mit Homosexuellen oder Transgendermenschen gesprochen. Das habe der von Papst Franziskus angestoßene Synodale Prozess bei der Bischofssynode gezeigt, die vor gut einem Monat in Rom getagt hat. Vergangene Woche war Lintner in Wien, um sein neues Buch „Christliche Beziehungsethik“ zu präsentieren. – Judith Fürst hat mit ihm gesprochen.

Buchhinweis:

Martin M. Lintner, „Christliche Beziehungsethik. Historische Entwicklungen. Biblische Grundlagen. Gegenwärtige Perspektiven“, Verlag Herder

Moderation: Alexandra Mantler