LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 21.1.2024

Die Seele kommuniziert nicht digital

Bibelessay zu Markus 1,14-20 | Gudrun Sidonie Otto, Sopranistin und Pfarrerin | Was glaubt Österreich? | Weil kirchliche Kunst nicht judenfeindlich sein darf

Die Zeit ist erfüllt – Bibelessay zu Markus 1,14-20

Die Erfahrung oder Überzeugung, dass mit Jesus aus Nazareth eine segensreiche Zeit, ein „Reich Gottes“ auf Erden, angebrochen ist, wenn sich denn Menschen darauf einlassen, transportieren die Verfasser der Evangelien auf je eigene Weise. Im ältesten Evangelium, das nach Markus benannt ist, werden rund um das Jahr 70 diese Worte Jesu wiedergegeben: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um …“

Dem Leben eine neue Richtung geben, dazu braucht es Mut und Menschen, die ermutigen, zeigt sich Elisabeth Birnbaum, Theologin und Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks, überzeugt. Zu weiteren Bibelzugängen lädt die österreichweite Bibelwoche ein, die am Vorabend des von Papst Franziskus ausgerufenen „Sonntags des Wortes Gottes“ am 21. Jänner mit besagter Evangelienstelle beginnt.

Die Seele kommuniziert nicht digital – Gudrun Sidonie Otto, Sopranistin und Pfarrerin

Wenn Gudrun Sidonie Otto einen Gottesdienst leitet, dann lässt sie es sich nicht nehmen, neben Predigen und Beten auch zu singen: so richtig professionell. Die ausgebildete und mehrfach ausgezeichnete Sopranistin steht auf der Bühne und in der Kirche. Als Pfarrerin der evangelisch-reformierten Kirche Binningen-Bottmingen in der Nähe von Basel singt sie in jedem ihrer Gottesdienste solistisch.

Lebenskunst
Sonntag, 21.1.2024, 7.05 Uhr, Ö1

„Das war meine Anstellungsbedingung“, sagt die 43-Jährige, die auch Mutter zweier Töchter ist. Predigen und Singen – das gehört für sie zusammen. „Wobei die Musik Menschen viel direkter und tiefer erreichen kann als die Sprache.“ Zum Theologiestudium ist die Sängerin infolge eines dramatischen Ereignisses gekommen. Ein Porträt von Marion Flatz-Mäser.

Was glaubt Österreich? – Lukas Hauser, 22, evangelisch

Woran glauben Menschen in Österreich? Was gibt ihnen Halt, und wo finden sie Sinn? Die multimediale Religions- und Ethikabteilung des ORF möchte mit dem Projekt „Was glaubt Österreich?“ diesen Fragen auf den Grund gehen und spricht in Kooperation mit dem Forschungszentrum „Religion and Transformation in Contemporary Society“ an der Universität Wien mit Menschen im ganzen Land darüber, was für sie im Leben wirklich zählt.

Mitte des Jahres wird eine repräsentative Studie der Universität Wien vorliegen, die Auskunft darüber gibt, was die Wert- und Glaubensvorstellungen der Menschen in Österreich charakterisiert und wie sie mit den großen gesellschaftlichen Entwicklungen umgehen. In „Lebenskunst“ sind es junge Menschen unter 30 aus den 16 in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften, die über ihre spirituelle Heimat erzählen. Am 21. Jänner kommt der 22-jährige evangelische Theologiestudent Lukas Hauser aus Treffen am Ossiacher See zu Wort. Lena Göbl hat das Porträt gestaltet.

Weil kirchliche Kunst nicht judenfeindlich sein darf – Erfahrungen und Lösungsvorschläge eines Kärntner Theologen

In der ehemaligen Stiftskirche Millstatt befindet sich, von Bankreihen eingefasst, eine Wandmalerei, die in die Zeit um 1430 datiert wird. Im Zentrum ist das Kreuz Christi zu sehen, darunter betrauern die Mutter und einer der Jünger von Jesus, Johannes, seinen Tod. Über ihnen befinden sich zwei Frauengestalten auf Thronen. Die eine sitzt aufrecht und würdig, ist mit kostbarem Gewand bekleidet und trägt eine Krone: Ecclesia, „die Kirche“. Die andere Königin ist gebückt, die Krone fällt ihr vom Haupt und ihre Augen sind verbunden: Synagoga und somit „das Judentum“.

Eccklesia Synagoga Millstatt Michael Kapeller
Karl-Heinz Kronawetter
Ehemalige Stiftskirche Melk: Ecclesia und Synagoga auf einer Wandmalerei, um 1430

Heute weisen eine Informations-Tafel vor der Wandmalerei und ein Einlageblatt im „Kirchenführer“ auf die judenfeindliche Darstellung hin. In der Pfarre Millstatt wird dies wohlwollend aufgenommen. Das lässt hoffen, meint Michael Kapeller, katholischer Theologe und Leiter des Instituts für kirchliche Ämter und Dienste der Diözese Gurk. Gedanken anlässlich des „Tages des Judentums“, den die christlichen Kirchen am 17. Jänner begehen – und anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Jänner.

Redaktion & Moderation: Doris Appel