Annemarie Kury vor der „Bernhard Fest Hütte“ auf der steirischen Frauenalpe.

ORF/Michael Cencig

Einfach leben

Ohne Strom und Fließwasser auf 2000 Meter Seehöhe vom umtriebigen Alltag als Helferin für Opfer in Krisengebieten abschalten. Annemarie Kury zieht sich immer wieder für ein paar Wochen auf eine Almhütte zurück. Ein Filmportrait über eine spannende Frau am Marienfeiertag „Maria Himmelfahrt“.

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ORF

Sendungshinweis

FeierAbend, 15. August 2012,
19.52 Uhr, ORF 2

Sommer für Sommer zieht sich Annemarie Kury für einige Wochen zurück auf die „Bernhard Fest Hütte“ – eine kleine Selbstversorger-Hütte auf der steirischen Frauenalpe. Das Wasser muss von der nahen Quelle geholt werden. Strom gibt es keinen in der Hütte. Das ruhige, einfache Leben auf rund 2000 Meter Seehöhe gibt Kraft für den sonst sehr umtriebigen Alltag der 80-Jährigen. Annemarie Kury, ehemalige Krankenschwester und Betreiberin eines physikalisches Therapieinstitut, ist immer noch höchst aktiv. Seit 20 Jahren setzt sie sich unermüdlich für die Opfer des Balkankrieges ein, hat über 170 Transporte von Hilfsgütern organisiert und selbst durchgeführt.

Begonnen hat Annemarie Kury ihr Engagement im Jahr 1991. Im Fernsehen wurde über den Krieg in Jugoslawien und das daraus resultierende Elend diskutiert. Damals sei ihr plötzlich der Gedanke eingeschossen helfen zu wollen. Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer der Caritas in Zagreb, erkundigte sich, was denn die Menschen am dringendsten brauchen würden. „Essen, Essen, Essen“, lautete die Antwort. Kurzentschlossen packte sie ihren VW-Jetta bis oben hin mit Lebensmittel voll und fuhr direkt nach Zagreb, mit selbst ausgestellten Passierscheinen und in Krankenschwesternuniform.

Zielgerichtete Hilfe

„Ich versuche, immer so zu helfen, wie es am besten für die Situation ist“, sagt Kury bei Interviews. In Gesprächen mit den Betroffenen versucht sie herauszufinden, wie im konkreten Fall am besten geholfen werden kann. Etwa, indem sie das Haus einer Familie restauriert, damit sich diese aus den Mieteinnahmen wieder selbst erhalten kann, oder mit dem Anlegen von kleine Gärten und Felder, von denen sich die Menschen wieder selbst ernähren können, oder, indem sie Patenschaften vermittelt. Eine eigene Hilfsorganisation möchte sie aber nicht gründen. „Da wäre der Verwaltungsaufwand viel zu hoch“, meint Kury. Jeden Cent will sie direkt an die Hungrigen, die Flüchtlinge übergeben. Als Kind hat sie selber die Erfahrung eines Flüchtling machen müssen. 1946 wurde Kurys Familie, aus ihrer Heimat in Böhmen vertrieben. „Damals hat mir die Hilfsbereitschaft anderer geholfen, meinen Zorn auf die zu überwinden, die uns vertrieben haben“, sagt Kury.

Schicksalsschlag

Vor ein einigen Jahren war der Tod ihres eigenen Kindes ein harter Schicksalsschlag. Im Glauben fand Annemarie Kury Trost. Vor allem Maria, die biblische Mutter Jesu ist für sie eine beständige Inspiration auf ihrem Weg.

Filmisches Portrait

„Einfach leben“ in der ORF Sendereihe „FeierAbend“ ist ein filmisches Porträt über Annemaire Kury zum Feiertag „Maria Himmelfahrt“ und wurde von Michael Cencig gestaltet.

Link

Die Himmelfahrt einer Jungfrau (religion.ORF.at; 15.08.2012)