Kardinal Rodriguez Maradiaga: Der Sozialpolitiker

Der Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras und Präsident der internationalen Caritas, Kardinal Rodriguez Maradiaga, gilt als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Papstes.

Oscar Andres Kardinal Rodriguez Maradiaga ist der erste Kardinal von Honduras und galt bereits beim Konklave 2005 als papabile. Er fühle sich nicht geeignet, Papst zu werden, sagte Rodriguez Maradiaga gleich nach den ersten Meldungen über seine Favoritenrolle. Dennoch hat der Salesianer Don Boscos als gute Chancen auf das Papst-Amt.

Die aussichtsreichsten Kandidaten

religion.ORF.at stellt von 6. bis 11. März in loser Reihenfolge die aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. vor.

Rodriguez Maradiaga wurde am 29. Dezember 1942 in Tegucigalpa in Honduras geboren, studierte katholische Theologie, Klavier und Komposition, Physik, Mathematik, Chemie, Philosophie und Psychologie in Tegucigalpa, Rom und Innsbruck. Mit 28 Jahren empfing er die Priesterweihe, und unterrichtete Chemie, Physik und Mathematik.

In Innsbruck erwarb Rodriguez Maradiaga auch ein Diplom in klinischer Psychologie und Psychotherapie. Er ist als Psychotherapeut Mitglied in der Europäischen Gesellschaft für Verhaltenstherapie. Seit 1993 ist er Erzbischof von Tegucigalpa, seit 2007 Präsident der internationalen Caritas. Zudem ist er Mitglied im Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden.

Papstkandidat  Kardinal Rodriguez Maradiaga

REUTERS/Luis Galdamez

„Die Kirche ist lebendig, dynamisch, sie muss sich bewegen“, meint Kardinal Rodriguez Maradiaga

Der 70-jährige Salesianer Don Boscos setzt sich in seinem Land für die Rechte der Armen und gegen Korruption ein. Allseits anerkannt, wird er oft bei Konflikten als schlichtende Figur aufgesucht. Er spricht sechs Sprachen, spielt Klavier und Saxophon und besitzt einen Flugschein. Er gilt als entschiedener Gegner einer rein von der Wirtschaft dominierten Globalisierung. Dieses Problem sei ethischer Natur, so der Kardinal aus Honduras. Sein sozialpolitisches Engagement brachte dem Präsidenten der Caritas Internationalis nicht nur Zustimmung, sondern auch Morddrohungen ein.

Sozialpolitisches Engagement

Weltweit bekannt wurde Rodriguez Maradiaga als Schirmherr von internationalen Entschuldungskampagnen rund um das Jahr 2000. Davor schon hatte er immer wieder auf die Schuldenlast vieler südlicher Länder aufmerksam gemacht. Die Kampagnen verhalfen dazu, die Frage der hohen Verschuldung der Entwicklungsländer auf die Agenda der westlichen Regierungen und Organisationen wie den Internationalen Währungsfonds oder die Weltbank zu bringen.

Der manchen als zu liberal geltende Kardinal sagte anlässlich der bevorstehenden Papst-Wahl, dass die zentrale Herausforderung der Kirche die Vermittlung der Glaubensbotschaft, das Näherbringen des Wortes Gottes, vor allem in modernen Kulturen mit der Tendenz zur Ausklammerung und Bestreitung von Gott sei. Theologisch lässt er sich als eher konservativ, aber gesprächsoffen einordnen.

Kritisch wird die Haltung Rodriguez Maradiaga in Bezug auf den Sturz der Regierung im Jahr 2009 betrachtet. Kardinal Rodriguez habe sich zu deutlich auf die Seite der neuen Machthaber gestellt. Dadurch habe die katholische Kirche ihre in staatspolitischen Fragen neutrale Position aufgegeben, meint etwa die Christlichen Initiative Romero (CIR). Kritisiert wird Rodriguez Maradiaga seit 2002 auch wegen angeblichen antisemitischer Äußerungen. Weil er systematisch von „den Juden“ gesprochen haben soll, klagte ihn ein amerikanischer Rechtsanwalt bereits mehrmals.

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