Kardinal Dolan: Der Humorvolle

New Yorks Erzbischof Timothy Dolan gilt als Konservativer mit viel Humor. Er könnte als erster Amerikaner Papst werden. Das US-Magazin „Time“ zählte ihn zu den „100 einflussreichsten Menschen der Welt“.

„Ich kann mich an keinen Moment erinnern, in dem ich nicht Priester werden wollte“, sagte Dolan einmal. Der 63-Jährige ist seit 2009 Erzbischof von New York, seit 2010 Vorsitzender der US-Bischofskonferenz und seit 2012 auch Kardinal. Er gilt als das mediale Gesicht der US-Kirche und hat von allen amerikanischen Kardinälen die besten Chancen auf das Papst-Amt. Spekulationen über seine Chancen als neuer Papst begegnete Dolan kürzlich mit einem Witz: „Wer so etwas sagt, hat Marihuana geraucht.“

Die aussichtsreichsten Kandidaten

religion.ORF.at stellt von 6. bis 11. März in loser Reihenfolge die aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. vor.

Der wuchtige, volksnahe und dynamische Bischof irischer Abstammung schien dem Vatikan 2009 der richtige Mann, neuen Schwung ins kirchliche Leben des „Big Apple“ mit seinen mehr als 2,5 Millionen Katholiken zu bringen. Wegen der besonderen Stellung New Yorks als Trendsetter und Medien- und Wirtschaftsmetropole nannte Johannes Paul II. den New Yorker Erzbischof einmal den „Bischof der Hauptstadt der Welt“. Dolan zählt unter den US-Bischöfen zu den gemäßigten Konservativen. Sein Humor und sein Elan beeindruckten den Vatikan, dem es häufig an beidem mangelt. Die Kardinäle stehen einem Papst aus einer Supermacht jedoch skeptisch gegenüber, außerdem könnte seine kumpelhafte Art für einige zu „amerikanisch“ sein.

Kardinal Timothy Dolan

Reuters/Max Rossi

Timothy Dolan gilt als einziger US-amerikanischer Papst-Kandidat mit Chancen

Im Clinch mit Obama

1950 als das älteste von fünf Kindern eines Flugzeugmechanikers in St. Louis geboren, studierte Dolan unter anderem in Rom und arbeitete ab 1987 nach Stationen als Seelsorger und Hochschullehrer in der Vatikanbotschaft in Washington. In der US-Innenpolitik legte er sich wiederholt mit Präsident Barack Obama an, dem er eine schleichende Einschränkung der Religionsfreiheit vorwirft.

Als Erzbischof von Milwaukee (seit 2002) beendete Dolan den liberalen Kurs seines Vorgängers. Der Konservative wettert gegen Homosexuellenehe und Abtreibung. „Nehmen wir beispielsweise an, Gott hat jemanden mit Jähzorn ausgestattet. Ich glaube, er wird immer noch von Gott geliebt, soll aber seinen Jähzorn nicht ausleben“, sagte er, um seine Posotion zur Homosexualität zu untermauern. Ende Februar verteidigte Dolan den in einem Missbrauchsskandal belasteten früheren Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony. Mahony solle am Konklave teilnehmen, so der New Yorker Erzbischof.

Dolan gilt mit mehr als 82.000 Followern als der Twitter-Star unter den Kardinälen. Dolan twittert gewöhnlich mehrmals täglich, unter anderem Bibelverse und seine Meinung zu den Waffengesetzen in den USA. Seine Predigten können als Videos auf der Website der Erzdiözese New York abgerufen werden. Gefragt, ob auch Jesus Humor habe, sagte Dolan: „Na klar. Er hat mich zum Priester erwählt!“

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