Religion und Integration in der Schule

Themen: Streit in anglikanischer Kirche um Homosexuelle; Neues Islamgesetz in Österreich wird umgesetzt; Religionsunterricht für Flüchtlinge; Ein Jahr Fortpflanzungsmedizingesetz

Gläubige Zweiter Klasse – Streit um den Umgang mit Homosexualität in der anglikanischen Kirchengemeinschaft

Die anglikanische Weltgemeinschaft streitet seit Jahren über den Umgang mit Homosexuellen. Die Gegensätze in den 38 Kirchenprovinzen könnten nicht größer sein. Im traditionell sehr konservativen Afrika wird Homophobie durch den anglikanischen Klerus offen propagiert, während die liberalen Anglikaner in der amerikanischen Episkopalkirche gleichgeschlechtlichen Paaren die Heirat erlauben und offen schwule Geistliche zu Bischöfen ernennen.

Praxis
Mittwoch, 20.1.2016, 16.00 Uhr, Ö1

Als sich die Bischöfe der anglikanischen Kirchenprovinzen vergangene Woche im englischen Canterbury zu einem Krisengipfel trafen, war von allen Seiten erwartet worden, dass die anglikanische Gemeinschaft auseinanderfällt. Die Kirchenführung einigte sich aber auf „Konsequenzen“ für die zu liberalen Anglikaner in den USA. Das Wort „Sanktionen“ wird vermieden. Die Episkopalkirche wird in den nächsten drei Jahren von gemeinschaftlichen Entscheidungen ausgeschlossen. Aktivisten in der anglikanischen Kirche, die seit Jahren für die volle Gleichstellung Homosexueller eintreten, sprechen von einem unhaltbaren Zustand. Die anglikanische Kirche agiere wie im 19. Jahrhundert, als sie gegen die Abschaffung der Sklaverei gewesen sei. - Gestaltung: Bettina Prendergast

Islamgesetz: Jetzt wird es ernst mit der Umsetzung

Heftige Diskussionen gab es bevor es vor knapp einem Jahr beschlossen wurde: das neue Islamgesetz. Vom islamischen Religionsunterricht über das Recht auf muslimische Seelsorge in Gefängnissen bis hin zu den muslimischen Feiertagen ist nun alles in einem Gesetz für Muslime geregelt. Demnächst laufen einige Übergangsfristen aus. So müssen sich alle islamischen Moscheen und Vereine, wenn sie weiterhin religiös tätig sein wollen, unter das Dach der Islamischen Glaubensgemeinschaft begeben, sonst droht ihre Auflösung mit 1. März. Und, nur mehr bis Ende März darf es aus dem Ausland finanzierte Imame geben. Und dann ist da auch noch das islamische Theologie-Studium, das an der Uni Wien angeboten werden soll. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Fuat Sanac, berichtet, wie man bei der Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben auf Kurs ist. - Gestaltung: Andreas Mittendorfer.

Religion und Integration in der Schule

Die religiöse Prägung - vor allem wenn sie muslimisch ist - als Hemmschuh für die Integration in die westliche Gesellschaft? Oft thematisiert in letzter Zeit. Doch religiöse Bildung kann auch helfen bei der Integration von Flüchtlingen, vor allem wenn man dabei rechtzeitig, nämlich schon im Schulunterricht ansetzt, meint die katholische Religionspädagogin Andrea Lehner-Hartmann. Religion soll bei der Integration von Flüchtlingen eine größere Rolle spielen, das fordern die Vertreterinnen und Vertreter des Österreichischen Religionspädagogischen Forums.

Kinder und Jugendliche, die als Flüchtlinge nach Österreich kommen, haben viele Barrieren zu überwinden, nicht nur die sprachlichen. Sie stehen plötzlich einer gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Vielfalt gegenüber, die sie bis dahin meist nicht gekannt haben. Der Umgang damit soll idealerweise schon in der Schule erlernt werden. Einen verpflichtenden Ethik- und Religionenunterricht fordert deshalb auch der Bildungssprecher der Grünen, Harald Walser. Doch auch Lehrerinnen und Lehrer müssten auf den Umgang mit Flüchtlingskindern und deren kultureller und religiöser Herkunft vorbereitet werden, ist man beim Religionspädagogischen Forum überzeugt. - Gestaltung: Judith Fürst

Samenspende, Eizellspende, Präimplantationsdiagnostik

Am 21. Jänner 2015 wurde die Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes im Nationalrat beschlossen. Die wichtigsten Neuerungen des nun geltenden Fortpflanzungsmedizingesetzes kurz zusammengefasst: Die Samenspende an lesbische Paare sowie an Dritte und die Eizellenspende wird erlaubt, und auch die bisher komplett in Österreich verbotene Präimplantationsdiagnostik (kurz PID) ist seither in Österreich in bestimmten Fällen zugelassen.

Die Österreichische Bischofskonferenz bezeichnete die Novelle vor einem Jahr als „ethischen Dammbruch und großen Irrtum“. „Die Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes anerkennt den medizinischen Fortschritt“, meldete das Kinderwunschzentrum „Goldenes Kreuz“. Wie sieht nun die konkrete Umsetzung aus? Wie groß ist der „Run“ auf die Kinderwunschkliniken nach einem Jahr? Und: Wurden die versprochenen begleitenden Maßnahmen umgesetzt? Eine Zwischenbilanz ein Jahr nach dem Beschluss der Novelle des Fortpflanzungsmedizingesetzes. - Gestaltung: Maria Harmer

Moderation: Alexandra Mantler

Praxis 20.1.2016 zum Nachhören:

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Mehr dazu:

Anglikaner: Die Wurzeln des Machtkampfs
(religion.ORF.at; 19.1.2016)

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