Praytrain

ORF/Martin Cargnelli

Tanzen, beten, feiern: Der Weltjugendtag mit Papst Franziskus als Ziel und Aufbruch

Tanzen, beten, feiern: Der Weltjugendtag mit Papst Franziskus als Ziel und Aufbruch | Im Schweigen gedenken: Papst Franziskus in Auschwitz | Faszination des Grauens: Dschihadisten als Herausforderung für die Gesellschaften Europas

Sendungsprofil Orientierung

ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag,
31.07.2016, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 02.08.2016, 10.30 Uhr, ORF III

Tanzen, beten, feiern: Der Weltjugendtag mit Papst Franziskus als Ziel und Aufbruch

Dass er, wie erwartet, auch unbequeme Botschaften im Reisegepäck hat, ließ Papst Franziskus gleich am ersten Tag seines Polenbesuchs klar erkennen: Es sei „die Bereitschaft zur Aufnahme derer notwendig, die vor Kriegen und Hunger fliehen“, sagte Franziskus am Mittwoch bei einem Treffen mit der polnischen Staatsspitze.

Doch der eigentliche Anlass des Besuches ist der katholische Weltjugendtag, der dieser Tage in Krakau stattfindet und zu dem mehrere Hunderttausend Jugendliche aus aller Welt gekommen sind. Mit wehenden Fahnen, Jubelgesängen und Sprechchören wurden denn auch junge Christen aus Österreich begrüßt, die mit ihren Fahrrädern von Wien nach Krakau geradelt sind.

548 Kilometer hat die Jugendgruppe der „Salesianer Don Boscos“ auf diesem Weg zurückgelegt. Andere vertrauten auf ihre fitten Füße und pilgerten einen Großteil der Strecke gehend zum Weltjugendtag.

Rund 300 Jugendliche aus Österreich sind mit dem „Praytrain“ angereist. Während der nächtlichen Zugfahrt wurde gebetet und getanzt. Die „Orientierung“ hat nicht nur die päpstlichen Programmpunkte des Weltjugendtages beobachtet, sondern auch österreichische Jugendliche auf ihren unterschiedlichen Wegen nach Krakau begleitet und beim Weltjugendtag mit ihnen über ihre Eindrücke gesprochen.

Ständig präsent sind neben den Jugendlichen die polnischen Sicherheitskräfte. Angesprochen auf die jüngsten Attentate, z.B. in einer Kirche in Nordfrankreich, zeigen sich viele junge Katholikinnen und Katholiken - etwa aus Frankreich, Österreich und Deutschland - betroffen und nachdenklich.

Gestaltung: Marcus Marschalek, Sandra Szabo; Mitarbeit: M. Arduc, J. Daser, J. Wögerbauer; Länge: 12 Minuten

Im „Orientierung“-Studiogespräch: die Pastoraltheologin Regina Polak und der Jesuit Christian Marte, Leiter des Kardinal-König-Hauses in Wien.

Im Schweigen gedenken: Papst Franziskus in Auschwitz

Am Freitag, den 29. Juli wird Papst Franziskus im Zuge seiner Reise zum Weltjugendtag in Krakau das ehemalige NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau besuchen. In der Gedenkstätte wird der Papst mit Holocaust-Überlebenden und 25 „Gerechten unter den Völkern“ – also Menschen, die Jüdinnen und Juden während der Zeit des Nationalsozialismus gerettet haben – zusammentreffen.

Der Besuch des Papstes fällt in das Gedenkjahr zum 75. Jahrestag des Martyriums des heiligen Maximilian Kolbe. Der katholische Mönch war 1941 in dem NS-Lager freiwillig anstelle eines Familienvaters in den Tod gegangen. Franziskus wird in Auschwitz in der Zelle des Heiligen beten. Dass er diesen Besuch im ehemaligen Vernichtungslager „schweigend“ tätigen möchte, ließ der Papst im Vorfeld der Reise ankündigen.

Ein Schweigen, das etwa der deutsche Zentralrat der Juden als „angemessene und ehrfürchtige Form des Gedenkens“ empfindet. Der aktuelle „Orientierung“-Beitrag beschäftigt sich aber auch mit der kleinen jüdischen Gemeinde in Krakau, die rund 600 Mitglieder zählt – und den Papstbesuch in Auschwitz-Birkenau wohl aufmerksam beobachten wird.

Bericht: Mathilde Schwabeneder, Länge: 4 Minuten

Faszination des Grauens: Dschihadisten als Herausforderung für die Gesellschaften Europas

Mehr als 200 junge Menschen sind aus Österreich nach Syrien oder in den Irak gezogen, um dort für den sogenannten „Islamischen Staat“ zu kämpfen. Die Gründe dafür müssten auch in den europäischen Gesellschaften selbst gesucht werden, sagt der katholische Theologe Jürgen Manemann.

Er leitet das „Forschungsinstitut Philosophie Hannover“. Manemann ortet „nihilistische Tendenzen“ in europäischen Gesellschaften, in denen sich Gefühle der Sinnlosigkeit, der Hoffnungslosigkeit und der Lieblosigkeit ausbreiten würden.

Der Dschihadismus wiederum bediene sich der Religion, behaupte einen Traditionalismus, der eigentlich mit Tradition nicht kompatibel sei. Als Gefahr erweisen sich aber zusehends auch junge Dschihadisten, die aus dem Kriegsgebiet zurückkehren und hier in Mitteleuropa „im Ungeist des IS“ tätig sind – und teils auch traumatisierte, junge Menschen mit Identitätsstörungen, die sich unter Hilfesuchende - aus Syrien und Afghanistan etwa - gemischt haben, um in Europa Terror zu verbreiten.

Bericht: Sandra Szabo, Länge: 6 Minuten

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl