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REUTERS/David Gray

Geschwiegen, gelogen, vertuscht: Kindesmissbrauch in Australien

Geschwiegen, gelogen, vertuscht: Kindesmissbrauch in Australien | Brücken statt Mauern: Christen und ihr Verhältnis zu Donald Trump | Ela Gandhi: Engagement im Geist des Großvaters | Little Flower: Hilfe für ehemalige „Kolonie der Aussätzigen“

Sendungsprofil Orientierung

ORF

Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag,
12.02.2017, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 14.02.2017, 10.30 Uhr, ORF III

Geschwiegen, gelogen, vertuscht: Kindesmissbrauch in Australien

Es sind schockierende Ergebnisse, die eine staatliche Missbrauchskommission – die seit vier Jahren im Auftrag der australischen Regierung tätig ist - dieser Tage publik gemacht hat:

Mehr als 4400 Betroffene hätten der Kommission von sexuellen Übergriffen durch katholische Priester, Ordensleute und andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der katholischen Kirche berichtet. In mehr als 1000 kirchlichen Einrichtungen sei es – in den Jahren 1980 bis 2015 - zu sexuellem Missbrauch gekommen.

Die Kirche selbst, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchungen, habe dabei ein System des Wegschauens, Vertuschens und des Versetzens mutmaßlicher Täter entwickelt. „Als Katholiken müssen wir beschämt unsere Köpfe senken“, so reagierte Francis Sullivan - Vorstand des kirchlichen „Rats für Wahrheit, Gerechtigkeit und Heilung“ - als Vertreter der katholischen Kirche auf die Erkenntnisse der Missbrauchskommission.

Die wird in den kommenden Wochen u.a. auch führende Vertreter der katholischen Kirche in Australien befragen. Nicht zuletzt wird es dabei um die Rolle von Kurienkardinal George Pell gehen, der nicht nur viele Jahre lang an der Spitze der katholischen Kirche in Australien gestanden ist, sondern auch selbst in Verdacht geraten ist, Missbrauch begangen zu haben.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 3 Minuten

Im „Orientierung“-Schaltgespräch: ORF-Vatikankorrespondentin Mathilde Schwabeneder

Brücken statt Mauern: Christen und ihr Verhältnis zu Donald Trump

Es waren zu einem nicht unerheblichen Teil Christen, die Donald Trump in sein Amt gehievt haben: Mehr als drei Viertel aller evangelikalen US-Amerikaner haben im November für den republikanischen Kandidaten gestimmt, und – überraschend – auch eine Mehrzahl an Katholikinnen und Katholiken hat für Trump votiert.

Dass er sich nun als Präsident recht deutlich an die Seite von Abtreibungsgegnern stellt, katholische Bildungseinrichtungen lobt und in Fragen der Sterbehilfe katholische Positionen vertritt, nehmen katholische Bischöfe wohlwollend zur Kenntnis.

Klare Kritik kommt hingegen, was Donald Trumps ablehnende Haltung gegenüber Muslimen, seine „Mauerpläne“ und seine Aussagen über Einwanderer und Flüchtlinge anbelangt: „Die Freiheitsstatue öffnet ihre Arme auch für Immigranten“, meint etwa James Massa, Weihbischof der Diözese Brooklyn – und weiß sich dabei im Einklang mit der Haltung seiner Bischofskollegen.

Bericht: Robert Uitz, Länge: 4 Minuten

Ela Gandhi: Engagement im Geist des Großvaters

Die südafrikanische Politikerin und Friedensaktivistin Ela Gandhi musste in Zeiten des Apartheid-Regimes neun Jahre Hausarrest überstehen. Im Untergrund setzte sie ihr Engagement fort: gegen Gewalt, für die Rechte der Frauen, für ein Ende der Rassendiskriminierung.

Den großen Mann der südafrikanischen Befreiungsbewegung und späteren Präsidenten, Nelson Mandela, besuchte sie vor seiner Entlassung im Gefängnis. Bis zur ersten freien Wahl 1994 arbeitete sie im Übergangs-Exekutivkomitee mit. Anschließend wurde sie als Mitglied des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) für zehn Jahre Parlamentsabgeordnete.

Neben Nelson Mandela ist es vor allem Ela Gandhis Großvater, der sie mit seinem Konzept der Gewaltfreiheit (Ahimsa) oder des „Festhaltens an der Wahrheit“ (Satyagraha) bis heute inspiriert. Bevor Mohandas Karamchad Gandhi, besser bekannt unter seinem Ehrentitel „Mahatma“ („Große Seele“), in Indien zur Identifikationsfigur des Widerstands gegen die britische Kolonialbesatzung wurde, lebte er viele Jahre in Südafrika und kämpfte dort als Anwalt für die Rechte der indischen Minderheit.

In Inanda (Provinz KwaZulu-Natal) gründete er die „Phoenix-Farm“, um mit Gleichgesinnten ein einfaches Leben zu führen. Ela Gandhi ist in Phoenix aufgewachsen und lebt bis heute dort. Diese Woche war sie zu Besuch in Wien.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 8 Minuten

Little Flower: Hilfe für ehemalige „Kolonie der Aussätzigen“

In der nordindischen Provinz Bihar, einer der ärmsten und am dichtesten besiedelten Regionen Indiens, liegt das kleine Dorf Sunderpur. Vor knapp 40 Jahren hat hier, an der Grenze zu Nepal, ein Ordensbruder der „Missionare der Nächstenliebe“ die Leprakolonie „Little Flower“ gegründet, um jenen zu helfen, die aufgrund ihrer Erkrankung aus der Gesellschaft ausgestoßen waren.

Tatkräftige Unterstützung erhielt das Projekt „Little Flower“ von Anfang an aus Österreich, wo bereits in den frühen 1980er-Jahren der Verein „Little Flower Österreich“ ins Leben gerufen wurde. Aus dem einstigen Dorf der Aussätzigen wurde eine Erfolgsgeschichte: Im örtlichen Krankenhaus werden heute 140 Patienten stationär und mehr als 600 Leprakranke ambulant behandelt.

In der jüngsten Generation im Dorf, den Enkeln der ersten Bewohnerinnen und Bewohnern von „Little Flower“, gibt es heute keine Leprafälle mehr. Mit finanzieller Unterstützung von „Little Flower Österreich“ werden nach einem bereits fertiggestellten Lehrerwohnhaus derzeit neue Wohnhäuser für bedürftige Familien sowie ein neues Schulgebäude in Sunderpur errichtet.

Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen im Dorf eine möglichst gute Schulbildung zu bieten. Durch Beschäftigungsprojekte wie die Einrichtung einer Weberei für Seidenschals wurde auch die hohe Arbeitslosenrate erfolgreich bekämpft. Lepra, so scheint es, wird in Sunderpur bald der Geschichte angehören und die junge Generation aus der einstigen „Kolonie der Aussätzigen“ hat jedenfalls bessere Zukunftschancen als viele junge Menschen außerhalb des Dorfes.

Bericht: Gernot Stadler, Länge: 7 Minuten

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl