Islamische Kindergärten

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Weiter Aufregung um Islam-Kindergärten

Radikale Tendenzen? Weiter Aufregung um Islam-Kindergärten | Der „Fall Ottillinger“: Gulag-Opfer, Kirchenstifterin, Kardinal-Vertraute | „Grüß Göttin“ in Tirol: Ein Schild sorgt für Aufsehen | Kindesmissbrauch in den USA: Oscar für Film „Spotlight“

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Sendungshinweis

„Orientierung“ am Sonntag,
06.03.2016, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung am 08.03.2016, 11.00 Uhr, ORF III

Radikale Tendenzen? Weiter Aufregung um Islam-Kindergärten

Von vielen islamischen Kindergärten in Wien gehen „Gefahren für die Gesellschaft“ aus, so der islamische Religionspädagoge Ednan Aslan. 150 islamische Kindergärten soll es laut Aslan in Wien geben. Für seine Vorstudie über islamische Kindergärten seien 15 Trägervereine angefragt worden, acht davon hätten an der Forschungsarbeit teilgenommen.

Repräsentativ sei die Studie nicht, so Aslan, es würden sich allerdings Tendenzen zeigen. Der Studienautor spricht etwa von „intellektuell-salafistischen“ und „islamistisch-politischen“ orientierten Kindergärten. Auf der Suche nach radikalen Islam-Kindergärten war auch ein Rechercheteam der Zeitschrift „Biber“. Religiös-radikale Einrichtungen entdeckte man nicht. Rund ein Drittel der besuchten Kindergärten würde man dennoch als problematisch einschätzen, vor allem aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse der Mitarbeiterinnen.

Wahrgenommen wurde auch eine „Isolierung der Kinder von der Mehrheitsgesellschaft“. Der Integrationsexperte und Soziologe Kenan Güngör warnt angesichts der Debatte vor einer „Dämonisierung religiöser Praktiken“. In pädagogischen Einrichtungen für Kinder sollte allerdings die religiöse Erziehung nicht an erster Stelle stehen. Eine flächendeckende Untersuchung haben mittlerweile das Integrationsministerium und die Stadt Wien angekündigt. Sechs Expertinnen und Experten werden einen Fahrplan erstellen. Bis Mai 2017 soll eine flächendeckende Studie vorliegen.

Bericht: Sandra Szabo, Länge: 5 Minuten

Der „Fall Ottillinger“: Gulag-Opfer, Kirchenstifterin, Kardinal-Vertraute

Sie war eine von wenigen Frauen, der es in der Zeit des Wiederaufbaus nach der Befreiung 1945 möglich war, eine steile Karriere zu machen: Margarethe Ottillinger (1919–1992). Die ehrgeizige Ökonomin war mit 29 Jahren bereits „rechte Hand“ des mächtigen VP-Ministers Peter Krauland.

Doch 1948 wurde sie, unter mysteriösen Umständen – „Spionage für die USA“ lautete der Vorwurf – von sowjetischen Besatzungssoldaten festgenommen. Das Urteil: 25 Jahre „Gulag-Haft“. Im Jahr der Staatsvertragsunterzeichnung – 1955 – kam sie vorzeitig frei.

Zwei Jahre nach ihrem Tod wurde sie rehabilitiert. Die Jahre im „Gulag“, so Margarethe Ottillinger rückblickend, waren eine Zeit der Bewährung. Abseits kommunistischer Propaganda lernte sie einfache Menschen kennen, erlebte Religiosität, Hilfsbereitschaft und Solidarität unter den Mithäftlingen.

Und zurück in Österreich war die tiefreligiöse Frau in vielerlei Hinsicht engagiert und machte neuerlich Karriere: ÖMV-Vorstandsdirektorin, „Kirchenstifterin“ – sie sammelte erfolgreich Geld für den Bau der berühmten Wotruba-Kirche – und Vertraute des Wiener Kardinals Franz König, mit dem sie immer wieder zu Gesprächen in russischer Sprache zusammentraf und den sie über ihre Erfahrungen in der Sowjetunion informierte.

Bericht: Klaus Ther, Länge: 9 Minuten

„Grüß Göttin“ in Tirol: Ein Schild sorgt für Aufsehen

Mit einem „Grüß-Göttin-Schild“ wurden Autofahrer an der Inntalautobahn bei Kufstein in Tirol seit 2008 willkommen geheißen. Nun wird das Schild „übersiedeln“ – und schon bald in Innsbruck präsent sein. Immer wieder haben sich „traditionsverbundene Kreis“ an der weiblichen Form („Göttin“) gestoßen.

Die Diskussionen über das umstrittene Projekt der Tiroler Künstlerin Ursula Beiler werden durch die Übersiedlung also – das ist absehbar – nicht verebben. Auch wenn die Frage nach einer männlichen oder weiblichen Natur Gottes müßig erscheinen mag: Der Verweis auf ein historisches Erbe Tirols, das von „heiligen Frauen“ Zeugnis gibt, die nicht zu den offiziellen katholischen Heiligen zählten, darf nachdenklich machen. Und katholische Theologinnen betonen: Die Bibel kannte ursprünglich auch eine weibliche Form der Anrede Gottes.

Bericht: Carola Mair, Länge: 7 Minuten

Kindesmissbrauch in den USA: Oscar für Film „Spotlight“

Am 6. Jänner 2002 veröffentlichte der Boston Globe den ersten in einer Serie von fast 600 Artikeln über den sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch katholische Priester in der Erzdiözese Boston. Es handelte sich um die Frucht monatelanger Arbeit eines kleinen Rechercheteams, das darauf spezialisiert ist, mit investigativen Methoden Missstände aufzuzeigen.

„Spotlight“ – so der Name des Teams - zwang die katholische Kirche zur Herausgabe von Unterlagen, wies nach, dass die Kirchenleitung betroffene Priester, die sich an Kindern vergangen hatten, lediglich in eine andere Pfarre versetzte und sich durch ein System des Vertuschens und Verschweigens aus der Affäre zog.

„Spotlight“ ist auch der Titel des Films (Regie: Tom McCarthy), der am Sonntag in der Oscarnacht als „bester“ des Jahres prämiert wurde – auch weil er die Bedeutung eines unabhängigen und investigativen Journalismus eindrucksvoll darstellt. Ohne „Spotlight“, so die Jury, wären die wahren Dimensionen des Skandals vermutlich nie ans Tageslicht gekommen.

Bericht: Christian Rathner, Länge: 5 Minuten

Moderation: Christoph Riedl-Daser
Redaktionsleitung: Norbert Steidl