Die Geburtsstunde der Generation of Memory
Gedanken für den Tag 9.1.2018 zum Nachhören:
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Diese Frage führt mich zu einer Spurensuche in der eigenen Generationserfahrung, aber es geht nicht nur um meine individuelle Biografie, sondern um ein kollektives Phänomen: die Motive der Aktivistinnen und Aktivisten, die sich in der Waldheim-Debatte 1986 gegen die „Geschichtslüge“ von Österreich als „erstem Opfer des Nationalsozialismus“ engagierten. Und es geht um den Perspektivenwechsel in der Zeitgeschichte – von der 68er Generation, die für die Anerkennung des österreichischen Widerstands kämpfte, zur „generation of memory“, geprägt durch die Waldheim-Debatte und engagiert gegen das Vergessen und Verdrängen des Holocaust und seiner Opfer.
Heidemarie Uhl
ist Historikerin
Einer Generation anzugehören, das ist immer eine Verschränkung von individuellen und gesellschaftlichen Faktoren. Ich bin 1956 in einem kleinen Dorf in der Oststeiermark geboren und in einem bäuerlich-katholisch-konservativen Milieu aufgewachsen. Dass ich das Gymnasium besuchen und dann studieren konnte verdanke ich meiner emanzipierten berufstätigen Mutter und den Bildungsreformen der 1960er und 1970er Jahre, damals wurden die ersten Gymnasien in steirischen Bezirksstädten eingerichtet. Heute ist mir bewusst, dass das Gymnasium der Ort des cultural clash war – der Erfahrung des Widerspruchs zwischen der Darstellung der Geschichte Österreichs 1938 bis 1945 in den Schulbüchern und jenen Erzählungen, die im familiären und sozialen Umfeld der Dorfgemeinschaft vermittelt wurden.
Musik:
Rundfunk Symphonieorchester Berlin unter der Leitung von Heinz Rögner: „Marsch der Jugend, die das Wort hat“ - 3. Satz aus: „Suite Nr. 4 op. 30“ aus dem Film „Die Jugend hat das Wort“ oder „Heldenlied“ / Ausschnitt von Hanns Eisler
Label: Berlin Classics 0092282 BC