Altar als gemalte Predigt

Friedrich der Weise unterstützte Luthers Aufbegehren, weil ihm die Geldgier des Papstes und die Gewalttätigkeit des Kaisers höchst zuwider waren, verhielt sich aber ansonsten Luther gegenüber eher zurückhaltend als noch sehr gläubiger Katholik, der auch 19.000 Reliquien gesammelt hatte mit einem Gegenwert von zwei Millionen Jahren, die man dann nicht im Fegefeuer verbüßen müsse.

Gedanken für den Tag 28.1.2017 zum Nachhören:

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Und erst seine beiden Nachfolger, sein Bruder Johann der Beständige, und danach dessen Sohn, Johann Friedrich der Großmütige, bekannten sich voll zur Reformation, wobei aber der Letztgenannte 1547 im sogenannten Schmalkaldischen Krieg von Kaiser Karl V. vernichtend geschlagen wurde, weshalb er seine Kurwürde und einen Großteil seines Landes einschließlich des Regierungssitzes Wittenberg verlor und den Kaiser in eine lebenslange Gefangenschaft begleiten musste, unter anderem nach Augsburg und Innsbruck. Daraufhin entschloss sich Lucas Cranach 1550, sich als freundschaftlich dienender Maler zu seinem gefangenen Herzog zu begeben.

Rainer Hauer
ist Schauspieler, Regisseur und langjähriger Direktor des Grazer Schauspielhauses in Ruhe

Ganzer Kerl, Mönch und Ritter

Zwei Jahre später wendete sich aber die politische Lage zu Ungunsten des Kaisers so sehr, dass er Johann Friedrich den Großmütigen wieder freilassen musste und dieser mit Cranach nach Weimar als der neuen Residenzstadt in einem bedeutend kleiner gewordenen Herzogtum zog. Bereits nach einem Jahr starben aber nicht nur der bereits 81-jährige Cranach, sondern auch bald darauf der 30 Jahre jüngere Herzog selbst und dessen Frau. Und darauf beauftragten die drei herzoglichen Söhne Lucas Cranach den Jüngeren, in der Stadtkirche von Weimar ein repräsentatives Altarbild zu schaffen mit einem klaren Bekenntnis zum Protestantismus. Und dieser Altar in der Form einer „Gemalten Predigt“ gilt als das „beste Malwerk nach Dürer“ in der damaligen Zeit. Und auf ihm sind neben dem Gekreuzigten und Johannes dem Täufer auch Luther und Cranach als WORT- und BILD-Verkünder eines neuen Glaubens dargestellt.

Im Anblick dieser beiden nebeneinanderstehenden Freunde meinte Goethe, selbst ein direkter Nachkomme Cranachs, ohne das aber zu wissen, dass Luther von Cranach immer aufgefasst worden sei als „ganz Luther und ein ganzer Kerl und ganz Mönch, ganz Ritter und ganz Lehrer!“

Hörbuch-Hinweis:

„Cranach-Luther-Goethe“, Hörspiel von Rainer Hauer, mit reichlichem Cranach-Bildmaterial. Zu erhalten über: Theater im Gewölbe, Lucas-Cranach-Haus, Markt 11/12, D-99423 Weimar, Tel: +49/3643/777377, e-mail: kontakt@theater-im-gewoelbe.de

Musik:

Musica Antiqua Wien unter der Leitung von Bernard Klebel: „Fuga septimi toni“ von Johann Walter
Label: Christophorus CHE 00252