Hommage an Hans Innerlohinger

Vor vielen Jahren, als die Gedanken für den Tag noch Morgenbetrachtung hießen, sprach an dieser Stelle öfter ein Mann, an dessen Stimme man die schwieligen Hände der Arbeiter zu erkennen glaubte, für die dieser Mann als Priester da sein wollte. Es war der legendäre VÖEST-Kaplan Hans Innerlohinger aus Linz.

Gedanken für den Tag 27.4.2017 zum Nachhören:

Sein Charisma war eine kompromisslose Ehrlichkeit. Auch in der Sprache. In seine Personaldokumente ließ er als Beruf nicht „Kaplan“ sondern „Gastwirt“ eintragen, da ihm die Barhocker in seinem Seelsorgezentrum mindestens ebenso wichtig waren wie die Kirchenbänke. Alle kirchlichen Ehrentitel hat er abgelehnt. VÖEST-Kaplan war ihm Ehre genug.

Menschen aus Fleisch und Blut

Zwanzig Jahre lang, bis 1983, stritt er an der Seite der Arbeiter für Lohngerechtigkeit, kritisierte die Waffenexporte der Verstaatlichten Industrie und war ein rotes Tuch für einen nahezu allmächtigen VÖEST-Zentralbetriebsratsobmann, der ihm einmal in einem Streitgespräch wütend drohte: „A Berliner Mauer moch i eich um eicha Zentrum!“

Hans Innerlohinger litt sehr unter diesen Konflikten. Wenn ihn einmal jemand an sein Kerngeschäft erinnerte, er solle sich halt mehr um die Seelen kümmern als um die Politik, antwortete er: „Zu mir kommen keine Seelen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut mit ihren ganz irdischen Problemen. Die müssen auf dieser Welt gelöst werden, nicht erst im Himmel.“

1983 verließ Hans Innerlohinger die Betriebsseelsorge und wurde Pfarrer in Pucking. Die letzten Jahre seines Lebens machten ihm Einsamkeit und Krankheit zu schaffen. Aber noch immer hielt er Ehevorbereitungskurse und schärfte den jungen Leuten ein: „Ihr müsst einander schön tun und euch gegenseitig verwöhnen, denn die Ehe ist dazu da, dass es uns gut geht“. Im Juli des Jahres 2000 ist Hans Innerlohinger gestorben.

Musik:

Mark Lubotsky, Violine: „Allemanda“ aus: Partita No. 2 in D minor / d moll BWV 1004 von Johann Sebastian Bach
Label: Brilliant Classics 93102/11