Vertrauen in den Weg

Für mich bedeutet Buddhist sein nicht an etwas zu glauben – einen Gott, eine höhere Macht oder sonst etwas, außerhalb Stehendes oder Übergeordnetes.

Gedanken für den Tag 13.5.2017 zum Nachhören:

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Buddhist sein bedeutet für mich Vertrauen gefasst zu haben, in das, was uns der historische Buddha gelehrt hat. Vertrauen in den Weg, den er uns gezeigt hat und das Wissen, dass weder er noch sonst jemand diesen Weg für mich gehen kann. Ich selbst bin es, der diesen Weg gehen muss.

Die Interessen des Ego

Selbstverständlich stehen mir ganz viele Helfer und Begleiter auf diesem Weg hilfreich zur Seite. Ohne deren Unterstützung und Begleitung könnte ich diesen Weg nicht wirklich umsetzen. Die Zahl und Form dieser Begleiter ist sehr groß und verschieden. Es sind hochverwirklichte Personen einerseits, aber auch Nonnen, Mönche und andere Dharma-Praktizierende – andererseits sind es oft auch Menschen, die nicht den buddhistischen Weg beschreiten, die zu Lehrenden werden. Es müssen aber gar nicht immer Menschen sein – oft sind es Situationen, Erlebnisse und Erfahrungen – ganz oft auch schlimme Ereignisse, die mir den Weg weisen.

Gerhard Weißgrab
ist Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft in Österreich

Trotz dieser großen Vielfalt hängt es letztendlich aber an mir selbst – an meiner Disziplin und meiner Haltung, wie erfolgreich die persönliche Praxis ist. Und ich kann für mich sagen, trotzdem ich fast vier Jahrzehnte mehr oder weniger auf diesem Weg bin, bedarf es immer wieder neuer Anstrengungen, die Spur zu halten, das eigene Ego zu erkennen und ihm seinen wahren Platz zu geben.

Dieses Ego schätzt es nämlich nicht sehr, den buddhistischen Weg zu gehen. Es fürchtet sich davor, in seinen egomanen Interessen erkannt und gestört zu werden. Es kennt daher sehr viele Tricks, meinen Weg zu Weisheit und Mitgefühl zu stören. Meist sind das die Selbstverständlichkeiten des Alltags, die üblichen Unachtsamkeiten und vor allem die vielen Bequemlichkeiten.

Ein Glas Wein oder ein spannendes Buch anstelle der Meditation am Abend sind nur zwei mögliche Beispiele. Nicht dass das verboten oder falsch wäre, es ist nur – wie alles - eine Frage des richtigen Zeitpunkts und der richtigen Dosis.

Musik:

„Ja Nam“ von Ancient Future
Label: Putomayo World Music PUT 244-2